Leogang (rad-net) - Beim Downhill-Weltcup im österreichischen Leogang hat Nina Hoffmann den ersten Weltcupsieg einer deutschen Downhillerin seit Regina Stiefl 1995 nur um 2,435 Sekunden verpasst. Die Saalfelderin wurde Zweite vor der Neuseeländerin Kate Weatherly. Auf Platz sechs landete mit Weltcup-Neuling Raphaela Richter eine zweite Deutsche.
Nina Hoffmann (Santa Cruz Juliana) riss den rechten Arm in die Höhe, nachdem sie die Ziellinie überquert und auf dem Bildschirm die «1» aufleuchten sah. Die ehemalige Speerwerferin war als drittletzte Fahrerin ins Rennen gegangen. Schon in der Qualifikation hatte sie als Dritte gezeigt, dass ihr dritter Rang aus der Vorwoche in Fort William kein Zufall war. Und das obwohl sie mit ihrem Lauf am Samstag gar nicht recht zufrieden war.
Am Sonntag zeigte Hoffmann auf der 2,171 Kilometer langen Strecke eine bravouröse Vorstellung, in der kaum Fehler zu entdecken waren. «Wir haben gestern Abend noch mal telefoniert. Auf ein paar Videosequenzen habe ich ein paar Fehler gesehen», erklärte ihr Technik-Trainer René Schmidt. «Sie kann so was unfassbar gut umsetzen.»
Schmidt hatte im Winter einen früheren Trainer von ihm ins Spiel gebracht. Der in der Schweiz lebende Arnstädter Christian Pötzsch verbesserte per Fern-Anleitung ihr Kraft-Training. «Nina hat sich nicht nur fahrtechnisch verbessert. Sie kann jetzt die aus der Vorgeschichte als Speerwerferin vorhandene Kraft anwenden», erklärt Schmidt. Dadurch bekommt Hoffmann mehr Kontrolle über ihre Fahrt. Zudem traut sich die Thüringer Psychologie-Studentin jetzt auch die weiten Sprünge zu.
Nina Hoffmann selbst sprach allerdings schon Fehlern, besonders in der oberen Passage.
"Ich habe die oberen ersten Kurven nicht ganz sauber erwischt und dachte, Mist, jetzt musst du richtig pushen damit das noch was wird", erzählte Hoffmann. Sie ging mehr ans Limit als jemals zuvor, bremste auch in der "Motorway"-Passage im Gegensatz zu allen Läufen vorher nicht und wäre durch das eigene Hinterrad am Po fast ausgehebelt worden.
"Als ich dann viel zu weit über den Zielsprung geflogen bin, mich umgedreht habe und eine 1 dasteht, bin ich ausgeflippt, weil ich das Ergebnis von Fort William bestätigen und zeigen konnte, dass das keine Eintagsfliege war!
Im Ziel wartete sie im Hot Seat auf Weltmeisterin Rachel Atherton. Doch es war schon nach eineinhalb Minuten klar, dass Atherton sie nicht von ihrem Platz an der Sonne verdrängen würde. Die Britin war über den Lenker geflogen und hatte mehr als 20 Sekunden verloren.
So war es an der Australierin Tracey Hannah den ersten Weltcupsieg einer Deutschen seit der Grainauerin Regina Stiefl 1995 in Kaprun zu verhindern. Und der Quali-Schnellsten gelang das auch. Obschon auch sie in einer Passage Zeit gegenüber Hoffmann verlor, sicherte sich Hannah nach zwei Jahren Pause wieder einen Weltcup-Sieg.
"Platz zwei, das ist so verrückt, ich kann es kaum glauben", kommentierte Hoffmann das beste Weltcup-Resultat einer deutschen Downhillerin seit 24 Jahren.
Fast genauso erstaunlich war der sechste Rang (+13,264) von Raphaela Richter. Die Deutsche Enduro-Meisterin aus Bayreuth bestritt ihr allererstes Weltcup-Rennen im Downhill und verfehlte das fünfköpfige Podium nur um knapp 1,1 Sekunden.
Bei den Herren gewann Weltmeister Loic Bruni aus Frankreich sein zweites Saisonrennen. Bruni war 0,324 Sekunden schneller als der Südafrikaner Greg Minnaar und 0,746 Sekunden vor dem Australier Troy Brosnan. Der Deutsche Meister Max Hartenstern (Cube Global Squad) fuhr als 41. (+9,479) ein ordentliches Ergebnis heraus. Simon Maurer erreichte erstmals in seiner Karriere das Finale der besten 60 und wurde 54. (+23,770).