Berlin (dpa) - Rolf Aldag hat den Rad-Weltverband UCI erneut massiv kritisiert und ihm mangelnden Willen zu Reformen sowie fehlende Glaubwürdigkeit im Anti-Doping-Kampf vorgeworfen.
Der ehemalige Fahrer und Teamchef charakterisierte die UCI unter Präsident Pat McQuaid in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» als Verband «ohne einen Ansatz von Demokratie». Zu Veränderungen sei keiner bereit. Am System bemängelt der 43-Jährige, «dass sich insgesamt nicht alles seriöser entwickelt, dass Verfahren und der Kampf gegen Doping nicht konsequenter angegangen werden».
Aldag, der 2007 selbst Doping zu seinen Zeiten beim Telekom-Team eingeräumt hatte, hatte schon vor Monaten die UCI-Strukturen als Grund dafür angegeben, sich nach dem Aus des Teams HTC-Highroad Ende 2011 aus dem Radsport zurückzuziehen. Der Westfale ist mittlerweile Triathlon-Funktionär und nur noch beratend im Radsport aktiv.
Selbst die großen Dopingskandale um das Team Festina 1998 und den mutmaßlichen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes 2006 hätten die UCI nicht zum generellen Umdenken bewogen. Es sei «einfach ernüchternd, wenn so eine Chance vertan wird, 1998 und dann wieder 2006», meinte Aldag.
Zum Dopingverfahren gegen Alberto Contador, der in Kürze ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshof CAS erwartet, meinte Aldag: «Das ist ein totales Desaster! Alle Leute, die bei der UCI persönliche Interessen haben, sind in die Entscheidung involviert, das kann nicht sein und ist nicht glaubwürdig.» Bei Contador waren 2010 Spuren des Kälbermastmittels Clenbuterol gefunden worden. Der dreimalige Tour-de-France-Sieger aus Spanien bestreitet Doping.