Ötztal (rad-net) - Am vergangenen Sonntag war das Ötztal nahe Innsbruck in Österreich prominent bei den Mannschaftszeitfahren der Straßen-Weltmeisterschaft vertreten. In dem längsten Tiroler Seitental will man mit Millionen-Investitionen das Angebot für radaffine Gästegruppen ausbauen.
Das Ötztal zählt schon seit Jahren zu den profiliertesten Austragungsorten von Rad-Großereignissen in Tirol - nicht nur jetzt bei der WM. Der Ötztaler Radmarathon gilt als legendär unter hochambitionierten Breitensportlern. Mit beträchtlichen touristischen Wertschöpfungseffekten: Mehr als 4000 Teilnehmer generierten 2018 mehr als 20.000 Übernachtungen sowie rund vier Millionen Euro an Erlösen. Als Teil der Königsetappe von Tour de Suisse und Deutschlandtour hat sich auch die Fahrt auf den Sölder Rettenbachferner nachhaltig im Bewusstsein der internationalen Radsport-Elite verankert.
Die Positionierung inmitten radsportlicher Top-Events ist nur ein Aspekt einer nachhaltigen Strategie der Ötztaler Tourismusverantwortlichen. Denn parallel dazu investiert das Ötztal in die Infrastruktur für Radsportler – und das hoch am Berg für das Mountainbike-Publikum ebenso wie im Tal für die Straßenrad- und E-Bike-Klientel. Die Realisierung eines 52 Kilometer langen Radweges, der das gesamte Ötztal autofrei befahrbar macht, bildet eines der Kernvorhaben. 2018 wurde das dritte Teilstück fertiggestellt. Darin enthalten sind zwei der aufwändigsten Elemente des Gesamtprojektes: Die Errichtung von zwei parallel zur B186 verlaufenden Radbrücken. Das Ziel ist eine komplett autofreie Anbindung an den Inntalradweg, 2021 wird es soweit sein. Insgesamt 6,5 Millionen Euro kostet das Projekt, das Ötztal Tourismus mit finanzieller Beteiligung von Land Tirol und den Ötztaler Gemeinden realisiert.
Als Vision verfolgen die Ötztaler das Projekt «Transtimmel», das einen grenzüberschreitenden Radweg über das Timmelsjoch bis nach Meran zum Ziel hat. «Der Fernradtourismus befindet sich massiv im Aufschwung. Wir würden damit eine neue Variante der Alpenüberquerung schaffen und somit eine Anbindung an diesen florierenden Markt», so Oliver Schwarz, Direktor von Ötztal Tourismus. Eine jüngere Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) listet Österreich auf Platz eins jener Reiseziele außerhalb Deutschlands, die mit Rad bereist werden wollen.
Ein bereits realisiertes, ebenfalls von Ötztal Tourismus verantwortetes Erfolgsprojekt bildet die «Bike Republic Sölden». Der Ausbau des Trail-Netzes im Winterskigebiet hoch über Sölden wird seit 2015 verfolgt. Für den Endausbau des größten Trailprojekts Europas werden Ötztal Tourismus und die Bergbahnen Sölden sechs Millionen Euro investieren. Während der stufenweise Ausbau bisher den Gaislachkogl in Sölden mit mehreren Trails als Zentrum etablierte, folgt nun mit der Anbindung und Erschließung des Giggijochs der zweite große Schritt. Seit 2018 verbindet eine Bikeschaukel die beiden Gebiete. Die Bergbahnen Sölden nutzten dabei erstmals ein innovatives Transportsystem von Doppelmayr, mit dem 480 Bikes pro Stunde via Lift den Berg hinauf transportiert werden können. 2019 eröffnet eine weitere, 12 Kilometer lange Talabfahrt vom Giggijoch. Im Endausbau soll ein Netz mit 90 Kilometern an Lines, Trails- und Flowtrails vorgefunden werden.
«Unsere Stärke ist, dass wir massenkompatibel sind. Wir bedienen nicht nur eine kleine Nische, sondern machen das Trail-Erlebnis für eine große Zahl Radsport- und Mountainbike-affiner Menschen zugänglich. Das ist wichtig, viele Biker sind auch Skifahrer oder Wanderer. Das primäre Motiv unserer Gäste ist das Naturerlebnis, weniger das kompetitive Element», erklärt Dominik Linser, Projektverantwortlicher für die Entwicklung der «Bike Republic Sölden» bei Ötztal Tourismus.