Rotterdam (dpa) - Die Zahlen im Anti-Doping-Kampf sind imposant - der tatsächliche Nutzen muss sich aber erst noch erweisen: Etwa 540 Doping-Tests will der Radsport-Weltverband UCI, erstmals überwacht von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, während der 97. Tour de France vornehmen.
Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 300 000 Euro, wie die «L'Équipe» einen Tag vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt in Rotterdam errechnete.
Die Dopingfahnder suchen in erster Linie nach dem Blut- Dopingmittel CERA, Wachstumshormonen und Hinweisen auf Bluttransfusionen. Die Anti-Doping-Laboratorien in Lausanne und in Köln sind für die Analysen zuständig. Wilhelm Schänzer in Köln fahndet nach Wachstumshormonen, die im Vorjahr noch nicht stichhaltig nachgewiesen werden konnten.
Auch die von der UCI ungeliebte Französische Anti-Doping- Agentur AFLD sitzt mit im Boot der Kontrolleure. Sie nimmt aber laut «L' Équipe» nicht direkt Einfluss auf die Kontrollen. Die AFLD unter ihrem unbequemen Leiter Pierre Bordry kann bei der WADA zusätzliche Kontrollen anregen, Tipps geben und Auffälligkeiten melden. Die Welt-Agentur ist mit sechs Experten im Tour-Einsatz, unter ihnen ein von der AFLD bestellter Mediziner. Dazu sind spezielle französische Polizeibeamte abberufen, die den möglichen Handel und Transport von Dopingmitteln vereiteln sollen.
Im Vorjahr, als die UCI allein zuständig für die Doping- Kontrollen war, gab es keinen einzigen positiven Fall. AFLD-Chef Bordry hatte UCI-Präsident Pat McQuaid Ineffizienz im Anti-Doping- Kampf und die Bevorzugung bestimmter Teams vorgeworfen, zum Beispiel Astana mit Lance Armstrong und dem späteren Toursieger Alberto Contador. 2008 unter AFLD-Regie waren während der Tour sechs Fahrer von den Fahndern herausgefischt worden - und im unmittelbaren Anschluss noch die Gerolsteiner-Prominenz Bernhard Kohl und Stefan Schumacher.