Nur-Sultan (rad-net) - Der kasachische Rennstall Astana-Premier Tech hat seinen Mitgründer und Teamchef, Alexander Winokurow, von seinen Funktionen bei der Mannschaft entbunden. Die französische Zeitung «L'Equipe» berichtete heute, dass die Amtenthebung mit sofortiger Wirkung und damit nur zwei Tage vor dem Start der diesjährigen Tour de France eintritt. Teammitglieder und Fahrer waren Donnerstagnacht via E-Mail über den Schritt aufgeklärt worden.
Mittlerweile hat Astana-Premier Tech eine offizielle Stellungnahme herausgebracht. Chefmanagerin Yana Seel erklärte darin: «Wir können bestätigen, dass Alexander Winokurow in diesem Jahr nicht bei der Tour de France dabei sein wird, da er als Sportlicher Leiter des Teams zurücktreten wird. Alexander bleibt weiterhin Teil der Mannschaft, aber er wird im Moment nicht für die sportlichen Belange des Teams verantwortlich sein und stattdessen eine andere Rolle übernehmen.»
Winokurow war 2012 zu Astana gestoßen, wo er maßgeblich an der Gründung des Teams beteiligt war und die Rolle des Teamchefs einnahm. In den letzten Jahren war sein Aufgabenfeld bereits maßgeblich verkleinert worden, nachdem neue Aktionäre und der Co-Titelsponsor Premier Tech in das Projekt mit eingestiegen waren, wobei letzterer neue Manager mitbrachte, die fortan besonders die nicht-sportlichen Aspekte der Mannschaft regelten.
Die Entlassung des ehemaligen Profis resultierte jetzt laut Mannschaft aus «persönlichen Gründen», denen Winokurow jedoch bereits widersprach. Laut «L'Equipe» hat der Kasache sogar schon rechtliche Schritte unternommen, um wieder in seine Rolle bei Astana-Premier Tech eingesetzt zu werden. In der Zwischenzeit hat bereits der Sportdirektor Giuseppe Martinelli die Managerrolle Winokurow eingenommen.
Schon im Mai hatten die ehemaligen Sportdirektoren Alexandr Shefer und Dimitri Sedun, die Ende 2020 das Team verließen, von internen Konflikten bei Astana-Premier Tech berichtet. Im Interview mit «Kzaif.kz», erklärte Sedun, dass Winokurow bereits im vergangenen Jahr gefeuert worden war, nachdem er sich über die Entlassung der beiden Sportdirektoren beschwert hatte, danach aber wieder in seine alte Rolle eingesetzt wurde: «Er hat die Wahrheit darüber gesagt, dass das Team über meine und Shefers Entlassung geschockt war. Er hat den Preis dafür gezahlt, aber das Management ist damals schnell wieder zu Sinnen gekommen und hat ihn zurückgeholt.»
Laut Sedun waren erste interne Probleme aufgekommen, als vor drei Jahren Yana Seel zur Chefmanagerin berufen wurde. Mit dem kanadischen Co-Sponsor Premier Tech habe sich die Situation dann noch verschärft und sei nun in der Entlassung Winokurows gegipfelt: «Tatsache ist, dass nun ein neues Team von Aktionären die erste Geige im Management von Astana spielt. Sie sind wahrscheinlich gute Fachleute auf ihrem Gebiet, aber meiner Meinung nach, reichen exzellente betriebswirtschaftliche Kenntnisse eindeutig nicht für einen erfolgreichen Auftritt im Radsport aus. [...] Kurzum, unsere Standpunkte deckten sich nicht mit den Vorstellungen der neuen Aktionäre.»