Frankfurt/Main (dpa) - Vorjahressieger Fabian Wegmann, Lokalmatador Tony Martin und Sprintkönig André Greipel sind am 1. Mai die ausgemachten Favoriten beim traditionsreichen Radrennen durch den Taunus.
Zur 49. Auflage bekam die 202 Kilometer lange Schleife den Namen «Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt» verpasst. Für viele bleibt der Wettbewerb aber weiter das Henninger-Turm-Rennen, auch wenn sich die Brauerei seit zwei Jahren aus dem Sponsoring zurückgezogen hat.
Mit gut einer Million Zuschauer rechnet Veranstalter Bernd Moos-Achenbach an der Strecke: «Die vielen Topfahrer garantieren einen radsportlichen Leckerbissen, den es so in Deutschland kein zweites Mal zu sehen gibt.» Das einzig noch verbliebene deutsche ProTour-Team Milram fährt bei der Taunusschleife auch um seine Zukunft: Sponsor Nordmilch zieht sich zum Ende des Jahres zurück. Auch Achenbach kämpft wie jedes Jahr um die Zukunft des Rennens für 2011 und gegen das rapide gesunkene Image des Radsports.
«Der Sieg würde uns gut tun und wäre super für uns alle», meinte der 29 Jahre alte Wegmann, der sich bei seinem «Lieblingsrennen» besonders ins Zeug legen wird. Die Dortmunder Equipe will die Entscheidung frühzeitig suchen, weil ihr in Frankfurt ein Sprinter von der Klasse eines Gerald Ciolek fehlt. «Wir müssen attackieren, um die Sprinter aus dem Rennen zu nehmen. Greipel darf ich nicht mit auf die Schlussrunde nehmen», erklärte Wegmann.
Mit den «Helfern» Linus Gerdemann und Christian Knees wollen sich die Milram-Männer auch gegen Rabobank und das russische Spitzenteam Katjuscha um den Australier Robbie McEwen und den Italiener Filippo Pozzato durchsetzen. Große Hoffnungen ruhen zudem auf dem einige Jahre in Eschborn und derzeit in der Schweiz lebenden Columbia-Profi Martin, der in dieser Saison seiner Topform des Vorjahres noch hinterher fährt.
«Ich kenne die Gegend, aber bei einem Eintagesrennen braucht man auch ein bisschen Glück, muss den richtigen Zug erwischen», erklärte der 25 Jahre alte Martin, der am vergangenen Wochenende bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gestürzt war und sich die Hand verstaucht hatte. Sollte der elffache Saisonsieger Greipel die schweren Taunusberge schadlos überstehen, muss sich Martin aber der Teamdisziplin unterordnen. «Wenn wir ihn auf die Zielgerade bringen, ist uns der Sieg so gut wie sicher», meinte Martin. 2009 bei der Tour de France war er lange im Weißen Trikot des besten Jungprofis gefahren.
Der deutsche Klassiker bietet aber auch den acht Teams aus der Continental-Pro-Kategorie eine Siegchance, wenn um 11.45 Uhr die 148 Profis in Eschborn starten. Die Überfahrt über den Feldberg entfällt dieses Mal. Doch auch ohne den höchsten Taunusgipfel wird es vor allem für die Sprinter nicht leicht. Der Mammolshainer «Stich» oder der Schulberg («Schmerzberg») in Eppstein könnten zum «Scharfrichter» vor dem neuen Ziel neben der Alten Oper in Frankfurt werden. Vor dem Schlussspurt ist ein 4,4 Kilometer langer Rundkurs durch die Häuserschluchten dreimal zu absolvieren.