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Teilnehmerinnen der Thüringen-Radrundfahrt gedenken den Unfall-Opfern.
20.07.2005 17:40
Thüringen-Rundfahrt wird zum Trauerzug

Zeulenroda (dpa) - Das Rennen hat begonnen, aber die Tragödie lastet weiter schwer auf der Thüringen-Rundfahrt. Zwei Tage nach dem tödlichen Unfall der australischen Radsportlerin Amy Gillett fiel Teilnehmerinnen und Organisatoren der Tour die Rückkehr zum sportlichen Alltag schwer.

«Mir kommen immer wieder die Tränen, wenn ich daran denke. Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt auf ein Rennen konzentrieren kann», sagte Straßen-Olympiasiegerin Sara Carrigan. Carrigan und die sechs weiteren im Starterfeld verbliebenen Australierinnen haben Mühe, die Geschehnisse zu verarbeiten. «Nach Amys Tod wird immer ein Loch im Team Australien sein», sagte Olivia Gollan, im Vorjahr Gewinnerin des Sprint-Trikots bei der Thüringen-Rundfahrt. Der Teamleiter der australischen Nationalmannschaft, Warren McDonald, hat seit dem Ereignis, bei dem auch fünf Teamkolleginnen von Gillett verletzt wurden, sein Zimmer im Teamhotel nicht mehr verlassen.

Die anderen Rundfahrt-Teilnehmerinnen stiegen mit gemischten Gefühlen aufs Rad. «Ich habe ehrlich gesagt im Moment überhaupt keinen Bock auf ein Radrennen. Am liebsten würde ich abreisen», erklärte Straßen-Weltmeisterin Judith Arndt (Leipzig). «Wir können nicht einfach weglaufen. Es ist besser, wir bleiben hier weiter zusammen, um das Schreckliche gemeinsam verarbeiten zu können», sagte hingegen die zweifache Weltcup-Siegerin Mirjam Melchers van Poppel aus den Niederlanden.

Mit Trauerflor gingen Rennfahrerinnen und Begleitfahrzeuge auf die 2. Etappe von Zeulenroda nach Greiz, die nach der Absage des Auftakt-Zeitfahrens der eigentliche Start der Rundfahrt war. Ein scharfes Rennen war es indes nicht. «Gestern war ein Trauertag, heute wird ein Gedenktag», sagte Tour-Manager Christian Bergemann.

«Diese Rundfahrt wird sehr schwer für alle. Nicht nur für die Fahrerinnen, auch für die Mitarbeiter», berichtete Vera Hohlfeld. Die 33-Jährige, selbst zwölf Mal bei der Thüringen-Tour am Start, gibt in diesem Jahr ihren Einstand als sportliche Leiterin der Veranstaltung. «Das wird eine Tour der Trauer», meinte Jürgen Beese, Chef des Thüringer Radsportverbandes.

Unterdessen geht das Bangen um die zwei schwer verletzten Teamkolleginnen von Amy Gillett weiter. Alexis Rhodes und Louise Yaxley befanden sich zwei Tage nach dem Unfall in unverändert kritischem Zustand und bleiben auf der Intensivstation. «Wir können Komplikationen nicht ausschließen. Sie werden noch mehrere Operationen benötigen», sagte Helena Reinhardt, Sprecherin der Uniklinik Jena. Rhodes und Yaxley sind nicht ansprechbar und werden künstlich beatmet. Am 18. Juli waren sechs australische Radsportlerinnen von einem Auto erfasst worden.

Die drei weiteren bei dem Unfall verletzten Fahrerinnen, die ebenfalls alle in der Jenaer Klinik behandelt werden, sind auf dem Weg der Besserung. Inzwischen sind Angehörige der Radsportlerinnen in Deutschland eingetroffen. Auch Simon Gillett, Ehemann der tödlich verunglückten Athletin, hat sich auf den Weg nach Thüringen gemacht.

Zur Unfall-Ursache gibt es nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gera bislang keine Erkenntnisse. Die 18-jährige Fahranfängerin, die mit ihrem Kleinwagen ins Schleudern geraten war und in die australische Trainingsgruppe raste, ist noch nicht vernehmungsfähig. Die Ergebnisse eines Gutachtens zum Hergang des Unglücks sind frühestens in einigen Tagen zu erwarten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ralf Mohrmann.


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