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Der Lampre-Fahrer Alessandro Petacchi bei einem Giro-Etappensieg 2009.
08.04.2010 16:41
Staatsanwalt in Italien: Doping-Spuren ins Ausland

Mantua (dpa) - Bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen in der Doping-Affäre rund um das italienische Lampre-Radsport-Team könnten auch Spuren ins Ausland und zur Wiener Blutbank Humanplasma führen. Das bestätigte in der «Gazzetta dello Sport» der zuständige Staatsanwalt Antonio Condorelli in Mantua.

«Es gibt Elemente, die auf Beziehungen zu anderen Ländern hindeuten. Es sind ausländische Athleten unter den Personen, gegen die ermittelt wird», sagte Condorelli, der auch einräumte, dass es «zum Labor Humanplasma Verbindungen geben könnte». Ausländische Staatsanwaltschaften seien allerdings noch nicht um Amtshilfe gebeten worden.

Danilo Hondo taucht nicht auf der von der Zeitung auszugsweise veröffentlichten Liste auf, in der die Radprofis, Ärzte, Betreuer und Funktionäre genannt werden, gegen die Untersuchungen laufen. Hondo, dessen Dopingsperre vor drei Jahren ablief, fährt seit Jahresbeginn für Lampre. Insgesamt werde gegen 15 aktuelle oder ehemalige Lampre-Fahrer, darunter Ex-Weltmeister Alessandro Ballan (jetzt BMC) und den ehemaligen Giro-Sieger Damiano Cunego, wegen des Besitzes oder der Nutzung von Dopingmitteln ermittelt. Hauptverdächtiger soll der Apotheker und Pferdetrainer Guidi Nigrelli sein, seit 30 Jahren ein guter Freund des Lampre-Teammanagers Giuseppe Saronni.

«Wir ermitteln wegen Handels mit Doping-Präparaten im Zeitraum seit 2008. Die interessantesten Dinge stammen aus dem Jahr 2009. Die Auflistung im Verzeichnis der Personen, gegen die ermittelt wird, bedeutet absolut noch nicht, dass jemand in irgendeiner Weise schuldig ist. Die Personen, gegen die ermittelt wird, sind bereits davon unterrichtet. Bei Durchsuchungen wurden einige relevante Dinge gefunden. Wir müssen die Ermittlungen bis Ende Mai abschließen», sagte Condorelli der «Gazzetta».

Humanplasma wies am Donnerstag eine Verwicklung in die Affäre als «völlig ausgeschlossen» zurück. Die Gerüchte seien rufschädigend, erklärte die Geschäftsleitung und leitete rechtliche Schritte ein. Bei der Wiener Blutbank hatten sich zwischen 2003 und 2006 rund 30 Ausdauersportler außerhalb der Geschäftszeiten Blut abnehmen lassen. Prominentester Kunde war der österreichische Radprofi Bernhard Kohl, der später Doping gestand. Humanplasma hatte 2009 Selbstanzeige bei den Steuerbehörden erstattet.

Die Affäre um Lampre war ins Rollen gekommen, nachdem über Ostern die Häuser der Lampre-Profis Alessandro Petacchi und Lorenzo Bernucci durchsucht worden waren. Bei Bernucci wurden verbotene Medikamente sichergestellt. «Niemand aus unserem Team hat sich unkorrekt verhalten», betonte Teammanager Saronni. «Nigrelli war nie einer unserer Angestellten», stellte der Ex-Profi klar. Der 36-jährige Sprinter Hondo hatte der Nachrichtenagentur dpa zu Wochenbeginn erklärt, er kenne den Namen Nigrelli nur aus der Zeitung und hätte den Saronni-Freund «nie beim Team» gesehen.

Der medizinisch ausgebildete Pferde- und Radsportfachmann Nigrelli zeigte sich in der «Gazzetta» am Donnerstag «erschüttert darüber», dass er mit der spanischen Dopingaffäre um den Gynäkologen Eufemiano Fuentes «und mit Österreich» in Verbindung gebracht werde. «Die Ermittlungen beziehen sich nicht auf die Verabreichung von Medikamenten oder Missbrauch eines medizinischen Berufes. Es geht also nicht etwa um Fälschung von Rezepten. Die Teamärzte von Lampre bestellen bei mir absolut reguläre Präparate. Ab und zu kommen Radprofis zu mir, um ganz normale Tests zu machen. Das ist legal. Ich gebe den ein oder anderen Rat bezüglich Ernährung», verteidigte sich Nigrelli.


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