Frankfurt/Main (dpa) - Deutschlands Top-Profis haben sich im Sprint-Poker beim Radklassiker Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt verzockt. In einem dramatischen Finale setzte sich überraschend der Slowene Simon Spilak vor Titelverteidiger Moreno Moser aus Italien durch.
Im Sprint des Hauptfeldes holte sich Andre Greipel knapp hinter den Ausreißern Rang drei. Vierter wurde John Degenkolb, Fünfter Gerald Ciolek.
«Ich war etwas eingebaut und konnte meinen Sprint nur 200 Meter fahren. Das ist ein bisschen ärgerlich», sagte Greipel. Am Ende fehlten ihm knapp zehn Meter zum Überraschungssieger aus dem Katusha-Team. «Vielleicht hätte man früher zur Verfolgung ansetzen müssen», meinte Greipel.
Während es die Favoriten um Ciolek, Tony Martin und Degenkolb bei angenehmen Bedingungen am Tag der Arbeit zunächst ruhig angehen ließen, hatten neun Fahrer unmittelbar nach dem Start in Eschborn attackiert. Die Spitzengruppe um die beiden Deutschen Marcel Sieberg (Lotto-Belisol) und Paul Voss (NetApp) fuhr 120 Kilometer voran, ohne sich jedoch entscheidend absetzen zu können.
Das lag auch daran, dass das Team von Martin nicht vertreten war und das Tempo im Peloton deshalb einigermaßen hoch hielt. «Wir haben den Start verschlafen und mussten diesen Fehler mehr als die Hälfte der Strecke ausbügeln», erklärte Martin. Bei einem maximalen Rückstand von vier Minuten blieb das Feld stets in Schlagdistanz und stellte die Mehrzahl der Ausreißer bereits bei der zweiten von insgesamt vier Überfahrten des Mammolshainer Hanges.
Ein erstes Ausrufezeichen setzte dann Lokalmatador Martin (Omega Pharma-Quick Step) bei der zweiten Passage des bis zu 26 Prozent steilen Anstiegs. Der 28 Jahre alte Eschborner schloss nach einer Attacke die Lücke zur Rennspitze, wurde aber schon nach wenigen Minuten wieder gestellt.
Erfolgreicher war dann der Angriff von Titelverteidiger Moreno Moser, dem Neffen der Radsport-Legende Francesco Moser. Der Italiener fuhr gemeinsam mit dem späteren Sieger Spilak und seinem Landsmann Domenico Pozzovivo (Ag2R) wie im Vorjahr einen knappen Vorsprung heraus, der bis ins Ziel der 206 Kilometer langen Strecke mit acht Bergwertungen und 2800 Höhenmetern reichte.
«Ich hätte nicht gedacht, dass wir überhaupt noch rankommen. Aber dann ist Tony vorne reingegangen. Ihm ist es zu verdanken, dass wir zumindest noch den dritten Ausreißer eingeholt haben», lobte Degenkolb den Zeitfahrweltmeister.
Für den Frankfurter reichte es im Spurt aber trotzdem nicht zum Podestplatz. «Ich wäre gerne auf dem Podium gewesen. Glückwunsch an Andre, der mich noch abgefangen hat», sagte Degenkolb. Dennoch verabschiedete er sich zufrieden in Richtung Giro, der am Samstag beginnt: «Es war ein schöner Tag und eine Wahnsinnsatmosphäre, die zeigt, dass der Radsport in Deutschland nicht tot ist.»