Dortmund (dpa) - Der Rad-Rennstall Milram will einen Neuanfang starten - nur beim Anti-Doping-Programm gibt es keine Änderungen: Angeführt von den Kapitänen Linus Gerdemann und Gerald Ciolek setzt das einzige verbliebene deutsche Profi-Team auf seine Alleinstellung.
«Der Fokus liegt auf uns. Das ist eine Chance, aber auch eine große Verantwortung», sagte Team-Manager Gerry van Gerwen bei der Vorstellung seiner Equipe in Dortmund. Diese Saison solle es einen «Kulturumbruch» mit der Ausrichtung auf junge deutsche Fahrer geben, kündigte der Niederländer an. Sponsor Nordmilch AG will im Herbst sein Engagement erneut auf den Prüfstand stellen.
«Wer dopt, fliegt raus», kündigte der kommissarische Nordmilch-Vorstand Claus Peter Fischer harte Konsequenzen bei einem Dopingfall an. Erst im Dezember hatte das Unternehmen sein Sponsoring für die Saison 2009 bestätigt. Fischer wollte keine definitive Zusage dafür geben, dass die Zusammenarbeit bis zum Vertragsende 2010 weitergeführt wird. «Wir überprüfen unsere Budgets jedes Jahr und befinden uns in einer schwierigen Lage. Wir brauchen wieder Helden im Radsport», erklärte Fischer.
Für diese Rollen sind bei Milram zwei Fahrer auserkoren, die vom amerikanischen Team Columbia geholt wurden: Rundfahrtspezialist Gerdemann soll ebenso wie Sprinter Ciolek den Rennstall in das Rampenlicht rücken. «Ich hoffe, wir können etwas Positives in Rad- Deutschland bewegen», sagte Gerdemann und spekuliert auf einen Etappenerfolg bei der Tour de France. Team-Manager van Gerwen ist überzeugt, dass seine Fahrer 25 Saisonsiege erringen können.
Beim Anti-Doping-Programm will Milram keine Neuerungen einführen. «Alles ist so geblieben, wie es war», sagte van Gerwen. Das Bekenntnis zu «maximaler Transparenz» solle aufrechterhalten bleiben. Im vergangenen Jahr waren die Verträge mit dem ehemaligen Weltmeister Igor Astarloa und Sprinter Alessandro Petacchi wegen Dopingverdachts aufgelöst worden. «Das zeigt das konsequente Handeln der sportlichen Leitung», erklärte Nordmilch-Vorstandsmitglied Fischer.
Unter dem Motto «Alles wird neu - alles wird anders» orientiert sich das nach dem Rückzug von Gerolsteiner einzige deutsche Team komplett auf den heimischen Markt. 17 der 25 Profis kommen aus Deutschland. «Für den Wettbewerb wäre es nicht schlecht, wenn es in der Zukunft hier wieder eine weitere oder zwei weitere Mannschaften geben würde», hofft van Gerwen auf nationale Konkurrenz. Zunächst profitiert Milram jedoch vom Gerolsteiner-Aus: Gleich acht Fahrer, darunter der Klassiker-Spezialist Fabian Wegmann und Kletterer Markus Fothen, kamen ebenso wie der Sportliche Leiter Christian Henn aus dem ehemaligen Team von Hans-Michael Holczer.