München (rad-net) - Kurt Lallinger ist der neue Koordinator Behindertenradsport im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Der 44-jährige Münchner war einst selbst als Paracycler erfolgreich und bringt beste Voraussetzungen für das Amt mit.
Früher kämpfte er selbst um die Einstufung in die richtige Paracycling-Klasse, nun wird er selbst für die Klassifizierung der Sportler mitverantwortlich sein. «Ich muss zusehen, dass es gerecht zugeht», sagt Kurt Lallinger über eine seiner Hauptaufgaben im Gespräch mit «rad-net».
«Die Einstufung ist ein aufwändiges Verfahren und oftmals sehr streitbehaftet», weiß Lallinger, der als Angestellte einer Sozialversicherung auch beruflich mit der Einstufung von Unfallopfern aus der Bauwirtschaft zu tun. Die Paracycler sind in vier Klassen aufgeteilt: die C-Fahrer, die Blindenklasse, Dreiradfahrer und Handbiker. Jede Klasse ist in weitere Unterklassen gegliedert, abhängig vom Schweregrad der jeweiligen Behinderung.
Auf der Bundesversammlung im März dieses Jahres war Lallinger als geeigneter Kandidat für das zuletzt vakante Koordinatorenamt angesprochen worden, vor Kurzem wurde er durch Abstimmung des Hautpausschusses gewählt. «Neben der Lizenzvergabe und Klassifizierung in die Schadensklassen bin ich auch für die Starberechtigungen mit zuständig», erklärt Lallinger. Der C2-Fahrer leidet an einer Nervenerkrankung, die sich auf das Muskelwachstum auswirkt und bei ihm zu einer Versteifung des Sprunggelenks geführt hat.
Über die Nöte und Sorgen der Paracycler weiß er bestens Bescheid. In Kombination mit seinem Amt als Fachwart Straße und Cross sowie Behindertenradsport im Bayerischen Radsport-Verband, das er seit diesem Frühjahr bekleidet, kennt er sich auch in den Regularien und Statuten ganz genau aus. «Ich fungiere quasi als Bindeglied zwischen dem normalen Radsport und Behindertenradsport», beschreibt Lallinger einen weiteren Teil seiner Tätigkeit. So bindet er beispielsweise die Landesmeisterschaften der Paracycler in die «normalen» Titelkämpfe mit ein.
Im Radsport ist der gebürtige Münchner seit Jahrzehnten zu Hause. 1995 wurde er Europacupsiege auf der Straße, zudem mehrfacher Deutscher Meister seiner Klasse auf der Straße sowie auf der Bahn, etwa in der Einerverfolgung und im 1000-Meter-Zeitfahren. 1992 war er als Ersatzfahrer bei den Paralympics in Barcelona dabei, kam dort allerdings nicht zum Einsatz.
Der Vater von fünf Kindern im Alter zwischen acht und 20 Jahren, drei Söhne und zwei Mädchen, sitzt nach wie vor mit Begeisterung im Sattel. «Meine zehn- bis 15.000 Kilometer fahre ich schon noch im Jahr», sagt das Mitglied im RC Concordia 1986 München. Auch bei den offiziellen Europameisterschaften der Senioren will er nach wie vor um vordere Platzierungen kämpfen - ebenso wie für die gehandicapten Sportlerinnen und Sportler im BDR.