Albstadt (rad-net) - Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat das Short Track zum Auftakt des Mountainbike-Weltcups in Albstadt gewonnen. Bei den Frauen war Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot am schnellsten.
Van der Poel unterstrich bereits nach dem Startloop eine Ambitionen auf den heutigen Sieg mit einem Angriff. Doch die Attacke zeigte nicht den gewünschten Erfolg. «Ich wollte die Gruppe etwas verkleinern, denn aufgrund des Gegenwindes auf der Zielgerade wusste ich, dass ein Sprint sehr taktisch sein würde. Ich habe also versucht, mit einer kleinen Gruppe wegzukommen, aber keiner wollte mit mir durchziehen.» Das Feld lief daraufhin wieder zusammen und Van der Poel reihte sich erst einmal ein Positionen weiter hinten ein, um sich zu erholen und erneut Kräfte fürs Finale zu sammeln.
Doch die Konkurrenz machte es ihm nicht einfach und es gab weitere Angriffe von Mitfavoriten wie Weltmeister Jordan Sarrou (Specialized), Matthias Flückiger (Thömus RN) oder aber auch Nino Schurter (Scott-Sram). Der Europameister aus der Schweiz zeigte sich ohnehin viel vorne und lag die meiste Zeit über auf Position zwei.
Ein geschlossenes, wenngleich dezimiertes, Feld nahm die Schlussrunde in Angriffe. Doch kurz darauf kam wieder Mathieu van der Poel nach vorne und setzte dieses Mal die entscheidende Attacke. Schurter blieb noch kurz an seinem Hinterrad, musste dann aber auch einsehen, dass das Multitalent nicht zu schlagen sein würde. Mit einigen Metern Vorsprung überquerte Van der Poel als Erster den Zielstrich, während Victor Koretzky (KMC-Orbea) im Schlussspurt noch an Schurter vorbeiziehen konnte.
Trotz seines Erfolges sieht Van der Poel sich nun aber nicht als Favorit für das Cross-Country übermorgen. «Short Track ist was ganz anderes als Cross-Country und hat deshalb keine Aussagekraft für Sonntag. Ich wollte eine gute Startposition erringen und Punkte für den Gesamtweltcup sammeln, damit ich auch bei den Olympischen Spielen eine gute Ausgangslage habe.» Schurter erkannte Van der Poels Triumph neidlos an: «Mathieu ist derzeit einfach der Stärkste im Short Race. Im Cross-Country sieht das dann vielleicht anders aus. Ich freue mich schon auf ein weiteres Duell mit ihm. Mit meiner heutigen Performance bin ich glücklich. Ich war immer gut positioniert und habe mein Ziel erreicht, gut durchzukommen und dabei nicht zu viel Energie zu verbrauchen, um auch am Sonntag um den Weltcupsieg fahren zu können.»
Die beiden deutschen Starter Max Brandl und Manuel Fumic konnten sich mit den Positionen 19 und 23 für die dritte Startreihe am Sonntag qualifizieren. «Ich bin am Anfang nicht in mein Pedal gekommen und habe dadurch direkt einige Plätze verloren. Dann wollte ich mich, wie in den vergangenen Short Track-Rennen, Stück für Stück nach vorne arbeiten, was jedoch angesichts des starken Auseinanderbrechens des Feldes sehr schwierig war», so der deutsche Meister Brandl. Nachdem er sich bereits unter die besten zwanzig Fahrer vorarbeiten konnte, verlor Brandl durch ein Gerangel mit anderen Fahrern wertvollen Boden und musste sich erneut vorkämpfen. «Ich bin nicht wirklich enttäuscht, aber zufrieden eigentlich auch nicht», so die Bilanz des Freiburgers.
Ähnlich erging es auch Manuel Fumic, der mit einem Startplatz in der dritten Startreihe für das Cross-Country-Rennen zufrieden ist: «Es war sehr schwierig sich vorzuarbeiten, da es auf dem Singletrail im Wald immer wieder zu größeren Abständen durch den Ziehharmonika-Effekt kam. Ich konnte mich sehr gut an Max orientieren und mich so vorarbeiten.» Da es am Sonntag sehr schnell sehr eng werde, sei eine gute Startposition Gold wert. «Ich möchte angreifen und auf alle Fälle noch weiter nach vorne kommen als heute.»
Indergand macht es Ferrand-Prévot nicht einfach
Auch das Rennen der Frauen verlief sehr spannend. Nachdem sich die Damen auf den ersten beiden Runden belauerten, da keine zu viel Arbeit leisten wollte, um Kräfte für das Rennen am Sonntag zu sparen, trat Linda Indergand (Liv) eingangs der dritten Runde an. Schnell hatte die Schweizerin ein Loch von rund 20 Sekunden - doch das war gar nicht so geplant, wie sie nach dem Rennen erklärte: «Das Tempo war langsam und ich bin schnell nach vorne gefahren. Erst dann habe ich realisiert, dass ich ein kleines Loch habe und dann natürlich durchgezogen.» Fortan drehte sie alleine ihre Runden, während sich das Feld nicht einig war und keine konsequente Nachführarbeit geleistet wurde.
Erst in der letzten Runde sorgte Annie Last (Großbritannien) für eine Tempoverschärfung bei den Verfolgerinnen, wodurch das Feld wieder näher an Indergand herankam. Am Ende war es aber nur Ferrand-Prévot, die den Anschluss zu der Schweizerin herstellen konnte und im Sprint noch an ihr vorbeizog. Hinter dem Duo spurtete Last auf den dritten Rang.
«Ich bin mit meiner Performance zufrieden. Schade, dass es nicht aufgegangen ist», bedauerte Indergand etwas, während sich die Weltmeisterin über den Sieg freuen konnte: «Ich habe nicht erwartet, dass es so gut läuft. Es war ein Pokerspiel, denn keine wollte zu früh investieren. Auch ich habe bis zum Schluss gewartet. Ich freue mich sehr über den heutigen Sieg.»
Die beiden deutschen Starterinnen Ronja Eibl und Elisabeth Brandau belegten die Plätze 19 und 32. Während Brandau Probleme mit dem Ziehharmonika-Effekt hatte, der sich durch die Antritte nach Engstellen im großen Fahrerfeld ergab, kämpfte Eibl lange Zeit um den Anschluss an die Spitzengruppe der absoluten Favoritinnen und war im Verfolgerfeld eine der aktivsten Fahrerinnen. Mit dem Resultat in ihrem ersten Short Track-Rennen überhaupt, war Eibl durchaus glücklich: «Ich hatte einen recht guten Start und konnte mich recht schnell im vorderen Feld platzieren. In der letzten Runde wurde ich leider von Emily Batty abgedrängt, sodass ich kurz vom Rad musste und noch drei Plätze verloren habe. Nichtsdestotrotz starte ich am Sonntag aus der dritten Reihe, was mich sehr positiv stimmt.»
Morgen werden in Albstadt die Weltcuprennen der U23-Klasse ausgetragen. Zudem stehen die Rennen der UCI Junior Series auf dem Programm. Am Sonntag geht es dann für die Elite Männer und Frauen um den ersten Weltcupsieg der Saison 2021.