Luz-Ardiden (dpa) - Ausnahmesprinter Mark Cavendish trägt nach drei Etappensiegen das Grüne Trikot, Tony Martin ist auf dem Sprung in die Top Five: Eine eindrucksvollere Erfolgsbilanz als HTC Highroad hat zur Zeit kein Team bei der Tour de France zu bieten.
Trotzdem tritt die vom US-Milliardär Bob Stapleton geleitete Truppe auf der Suche nach einem Sponsor für 2012 auf der Stelle. Martin-Manager Jörg Werner trifft sich am zweiten Tour-Ruhetag in Loriol-sur-Drome mit Stapleton und Teamchef Rolf Aldag. «Erst danach werde ich aktiv», sagte Werner der Nachrichtenagentur dpa.
«Tony wäre es am liebsten, wenn HTC weitermacht. Aber wir haben natürlich schon viele Interessenbekundungen anderer ProTour-Teams», erklärte Werner. Mit Bjarne Riis hat der Geschäftsführer des Radrennstalls Thüringer Energie-Team, im Nebenberuf Manager, nach eigener Aussage noch nicht gesprochen. Der dänische Teamchef von Saxo-Bank-Sungard, der plötzlich ohne Topfahrer dastehen könnte, wenn der Internationale Sportgerichtshof CAS den dreifachen Tour-Sieger Alberto Contador im Dopingverfahren schuldig sprechen sollte, könnte ein Interessent für den vielversprechenden Martin sein.
Stichtag Montag, 18. Juli: Dieser Termin wurde vor der Tour von HTC genannt. Inzwischen gilt er offensichtlich aber nicht mehr als so verbindlich. Trotzdem sagte Aldag: «Wir haben Zeitfenster, an die wir uns halten wollen.» Ihm geht es vor allem um die Team-Angestellten, die nicht im Rampenlicht stehen. «Der Fairness halber wollen wir intern die Mitarbeiter über alle Schritte rechtzeitig informieren.»
Werner habe Gerüchte gehört, dass HTC weitermachen wolle, aber in kleinerem finanziellen Rahmen. Für seitenfüllende Zeitungsanzeigen in Frankreichs größtem Sportblatt «L'Équipe» reichte das Geld nach Cavendishs drittem Etappensieg aber noch.
Die Suche nach Financiers ist auch für den augenblicklichen Marktführer der Branche laut Aldag keine leichte Übung: «Es ist bei der momentanen Wirtschaftslage schwierig, als Unternehmen beispielsweise zu sagen: Ich entlasse 3000 Familienväter, um ein Radteam zu sponsern». Stapleton stehen zur Zeit pro Saison geschätzte neun Millionen Euro zur Verfügung. Andere Topteams, beispielsweise die britische Formation Sky, dem wahrscheinlichen künftigen Arbeitgeber von Cavendish, haben ein noch reichhaltigeres Budget. «Wir verhandeln mit HTC und anderen, die auch eine starke europäische Ausrichtung haben», sagte Stapleton.
Sollte Martin den Aufwärtstrend weiter bestätigen und bei der Tour unter die ersten Fünf fahren, dürfte sein Marktwert die Millionengrenze pro Jahr durchbrechen. «Bei Tony ist jetzt vieles möglich. Wenn wir telefonieren, hört er sich sehr optimistisch an. Das ist ein gutes Zeichen», meinte Werner, der den ehemaligen Polizeibeamten aus Erfurt seit 2006 betreut. In den hoffnungsvollen Sprintern John Degenkolb (HTC) und Marcel Kittel (Skil Shimano) sowie dem Zeitfahr-Spezialisten Patrick Gretsch (HTC) hat Werner weitere «Rohdiamanten» in seiner Kundenkartei.