Dublin (dpa) - Marcel Kittel verspritzte Champagner im verregneten Dublin, zum Abendessen versprach der Teamchef «ein paar Bierchen vielleicht».
Bereits am dritten Tag des 97. Giro d'Italia konnte sich der Radprofi aus Erfurt nach seinem zweiten Etappenerfolg in Serie als neuer Sprintkönig feiern lassen und damit einen ganz besonderen 26. Geburtstag feiern.
Der Thüringer aus dem niederländischen Giant-Shimano-Team ließ der Konkurrenz nach seinem Auftakterfolg am Samstag in Belfast auch im Massensprint in Dublin keine Chance. Nach 187 Kilometern blieben am Sonntag für den Briten Ben Swift und den Italiener Elia Viviani nur die Platze zwei und drei. Kittel baute seinen Vorsprung in der Punktwertung im Roten Trikot aus - und hat sich für die nächste Etappe am Dienstag nach der Reise nach Italien wieder viel vorgenommen.
Mit dem Super-Auftakt bei seiner Giro-Premiere machte Kittel die Sammlung an Tagessiegen bei den größten Länder-Rundfahrten komplett. 2011 hatte er in Spanien seine erste Vuelta-Etappe gewonnen, im Vorjahr vier Tagesabschnitte bei der Tour de France. In Dublin beschleunigte er auf den letzten 100 Metern und «flog» an allen vorbei.
«Ich weiß nicht, woher ich die Körner noch geholt habe - ich bin überglücklich», sagte er der Nachrichtenagentur dpa in der irischen Hauptstadt unmittelbar nach seinem zweiten Sieg. Im unübersichtlichen Finale mit zahlreichen Kurven hatte er seinen Anfahrer Tom Veelers aus den Augen verloren und musste sich alleine durchbeißen.
Konkurrenz und Kollegen waren von «Super-Marcel» Kittel begeistert, der sich am Samstag in strömendem Regen zunächst in Belfast durchgesetzt hatte. «Marcel ist mit Abstand der explosivste Sprinter hier», lobte ihn sein Konkurrent Danilo Hondo vom Trek-Factory-Team. «Weltklasse», befand sein Mannschafts-Kollege Simon Geschke.
«Es ist natürlich schwer, wenn alle den Sieg erwarten. Aber ich bin jetzt niemand, der bei einem solchen Druck zusammenbricht. Mich fordert das eher heraus», freute sich der neue Giro-Star, der ab Dienstag auch in Italien punkten will. In Giovinazzo wird die Rundfahrt nach dem Abstecher nach Nordirland und Irland - trotz des Schmuddelwetters herrschte dort große Begeisterung über den Exportartikel - fortgesetzt.
Am Samstag hatte es an der Spitze der Gesamtwertung einen Wechsel gegeben. Das Rosa Trikot wanderte vom Kanadier Svein Tuft zu seinem Teamkollegen Michael Matthews. Am Sonntag konnte der Australier seine Führung behaupten, obwohl er wie so viele andere im Laufe der Regenetappe gestürzt war. Er profitierte vom Auftaktsieg seines Orica-GreenEdge-Teams im Mannschaftszeitfahren und liegt in der Gesamtwertung jetzt acht Sekunden vor Altmeister Alessandro Petacchi aus Italien.
Kittel kann sich beim Giro auf drei Fahrer aus seinem famosen Tour-Team von 2013 verlassen. Wie im Vorjahr zum Tour-Auftakt auf Korsika wirkte das Erfolgsrezept auch bei der Italien-Rundfahrt prompt. Trotz der momentanen Erfolge beim Giro bleibt die Tour de France Kittels Saison-Highlight, wie er vor dem Start erklärte. Ab dem 5. Juli will er im englischen Leeds zusammen mit seinem Team-Kollegen John Degenkolb, seit Sonntag bei der Kalifornien-Rundfahrt im Einsatz, für Furore sorgen.