Hamburg (dpa) - André Greipel gegen Mark Renshaw: Wenn im Radsport alles planbar wäre, liefe es bei den 16. Cyclassics am Sonntag in Hamburg auf dieses Duell zwischen dem Tour-Etappensieger und dem genialen Mark-Cavendish-Anfahrer aus Australien hinaus.
Aber bei dem im internationalen Rennkalender am höchsten notierten deutschen Rennen über 216,5 Kilometer stehen auch andere Anwärter wie Filippo Pozzato (Italien/Sieger 2005) oder Gerald Ciolek (Pulheim) parat. «Wenn eine größere Gruppe ankommt, ist Greipel Favorit», meinte Erik Zabel, der 2001 den letzten Heimsieg eines deutschen Profis feierte.
Greipel, der durch seinen Tour-de-France-Etappenerfolg am 12. Juli endgültig in die Weltelite der schnellsten Männer vorpreschte, ist der einzige Topsprinter, der am Samstag nicht am Start der 66. Vuelta in Benidorm steht. Auch der Cyclassics-Sieger der vergangenen beiden Jahre, Tyler Farrar (USA), bog - obwohl gemeldet - noch kurz vorher Richtung Spanien ab. «Ich will gewinnen», sagte Greipel.
Das frühere deutsche Aushängeschild der Zunft dirigiert das traditionsgemäß von Hunderttausenden Zuschauern verfolgte Hamburger Ereignis jetzt als Renndirektor. Schon in der Vergangenheit hatte er Greipel für das Finale auf der Mönckebergstraße wertvolle Tipps gegeben, die der gebürtige Rostocker aus Hürth nicht immer umsetzte. Vielleicht hat es deshalb mit dem ganz großen Erfolg in der Hansestadt noch nicht für ihn gereicht. Am Sonntag spekuliert er auf den prestigeträchtigen Heimsieg. Sein nächstes großes Ziel ist die WM in Kopenhagen, die auch auf Sprinter zugeschnitten sein soll.
Vor der Elite gehen 22 000 Jedermänner und -Frauen auf die Strecke, die den bis zu 16 Prozent steilen Waseberg als einzige nennenswerte Erhöhung zu bieten hat. Bei einem Startgeld von 58 bis 68 Euro pro Teilnehmer sorgen die Hobbyfahrer zum großen Teil für die Finanzierung der Cyclassics, die von einem Energie-Unternehmen gesponsert werden.
Dieses Geschäftsmodell - Breitensport plus Eliterennen - wurde im Mai mit großem Erfolg in Berlin installiert und soll auch nach England exportiert werden. Das ProRace in der Hauptstadt, die sich ja bekanntlich um den Start der Tour de France 2017 beworben hat, soll zur ständigen Einrichtung werden und mithelfen, die Akzeptanz der Sportart in schwierigen Zeiten wieder langsam zu steigern.