Amsterdam (dpa) - Die Doping-Geständniswelle um das früheren Radteam Rabobank reißt nicht ab. Nach etlichen Ex-Profis wie Thomas Dekker, Michael Rasmussen und Grischa Niermann gab am Mittwoch auch der ehemalige Spitzenfahrer Michael Boogerd jahrelangen Dopingbetrug zu.
«Ich habe EPO genommen, Kortison, und in der letzten Phase meiner Karriere auch Bluttransfusionen durchgeführt», berichtete der 40-Jährige in einem Interview beim TV-Sender NOS, dessen Ausstrahlung für Mittwochabend geplant ist. Auch mit dem «Telegraaf» sprach das einstige Idol. «Die Zeit, in der ich verbotene Substanzen genommen habe, war von 1997 bis 2007, dem Ende meiner Karriere», sagte er.
Der Klassikerspezialist, der das Amstel Gold Race 1999 und zwei Etappen bei der Tour de France (1996, 2002) gewonnen hatte, geriet schon 2008 bei der Affäre um die Wiener Blutbank in Doping-Verdacht. Nun räumte er ein: «Ich bin für Bluttransfusionen nach Wien geflogen und habe dort mein Blut für den späteren Gebrauch gelagert.»
Wie mehrere ehemalige Teamkollegen des Traditions-Rennstalls, der wegen der jüngsten Skandalwelle seit dieser Saison nicht mehr den Namen des niederländischen Geldinstituts trägt, schwieg Boogerd zu Hintermännern oder Mittätern. «Ich nenne keine Namen», sagte der Sportler, der seine Karriere nach einer schweren Verletzung beenden musste und dann als TV-Experte für NOS arbeitete. «Es passierte alles unter meiner Verantwortung, es war meine Entscheidung.»
Die Serie von Dopingbeichten im internationalen Radsport hatte 2012 mit den Enthüllungen in der Causa Lance Armstrong eingesetzt. Der frühere amerikanische Dominator gestand dann im Januar, ohne wirkliche neue Details preiszugeben. Mit einem ähnlichen Schema trat nun auch Boogerd in die Öffentlichkeit - der Zeitraum des Betrugs deckt sich in etwa mit jenem bei Armstrong, Namen von anderen Athleten, Ärzten, Betreuern oder Teamchefs fielen auch bei ihm nicht.
Selbst die Ausreden Boogerds wirken wie Zitate Armstrongs, den der Niederländer bei seinem Amstel-Sieg im Zielsprint geschlagen hatte. «Ich bin kein Verräter», sagte er im «Telegraaf». Unrechtsbewusstsein Fehlanzeige. «Ich wusste, dass EPO das Wundermittel war. Dass viele im Peloton es benutzten, dass es bei Kontrollen nicht nachweisbar war und dass man es leicht kriegen konnte. Bei meiner ersten EPO-Kur hatte ich nicht das Gefühl, dass ich eine Grenze überschritt, sondern der Gedanke stand im Vordergrund, dass dies einfach zum Profiradsport dazu gehört», meinte er. «Ich habe es niemals als falsch angesehen.»