Berlin (rad-net) - Seit gestern Abend steht der Berliner Radsportverband (BRV) erneut ohne Präsident da. Auf der Jahreshauptversammlung des BRV erklärte ein frustrierter Wolfgang Clement, dass er für die Wahl des zu wählenden Präsidenten nicht mehr zur Verfügung stünde. Als er um 19.05 Uhr die diesjährige Jahreshauptversammlung eröffnet hatte und die anwesenden Mitglieder und Gäste begrüßte, gab er zunächst ein bemerkenswertes Statement ab. Für den Rest der Legislaturperiode war Wolfgang Clement im November letzten Jahres zum Präsidenten gewählt worden, sozusagen für eine Probezeit von vier Monaten, um jetzt nunmehr für eine volle neue Legislaturperiode zu kandidieren.
In seinem Statement brachte er klar zum Ausdruck, wie seine Vorstellungen aussehen, um den Berliner Radsport voranzubringen. Er stellte dabei auch klar, dass er aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit keinen Vollzeitjob im Verband ausüben kann und somit auf die Unterstützung aller Mitglieder in den Vereinen und im Verband angewiesen ist. Dabei sei es ihm besonders wichtig, messbare Vorteile für die Jugend im Radsport zu fordern und diese auch z.B. unter besserer Nutzung des Velodroms zu erreichen. Er vergaß dabei auch keine Selbstkritik, in dem er sich bei einigen Mitgliedern für seine oft unbequemen und unangenehmen Bemerkungen entschuldigte und verwies hierbei auf seine Ungeduld und die in manchen Fällen zu direkte Art.
Das war bereits der zweite Rücktritt nach Günter Polaukes Resignieren im Sommer des letzten Jahres. Beiden sind gute Ideen und Vorstellungen von der Zukunft des Radsports in Berlin nicht abzusprechen gewesen, jedoch sind sie unisono an der inneren Zerrissenheit des BRV und der damit verbundenen Uneinigkeit gescheitert. Da hat auch die Forderung des Vizepräsidenten, Professor Dr. Thomas Huschke, nichts bewirkt, der noch vorher daran appellierte, dass alle Mitglieder an einem Strang ziehen müssen, und zwar nur in einer, der richtigen Richtung.
«Wolfgang Clement spürte jedenfalls keine große Rückendeckung im Plenum, wo einzelne Mitglieder recht massiv Kritik übten», teilte der Pressewart des BRV Bernd Mülle mit. Damit steht der Verband innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal ohne Präsident da. «Es bleibt zu hoffen, dass der Vizepräsident das arg rudernde Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser führt», so Mülle.
Die übrigen, üblichen Punkte einer Jahreshauptversammlung rückten dabei eher in den Hintergrund. Der alte Vorstand wurde einstimmig entlastet, einzelne Ehrungen für langjährige Mitglieder wurden vorgenommen und bei den anstehenden Wahlen des Sportwartes und Fachwartes für Straßenrennsport (jeweils Michael Lemke), des Fachwartes für Radball und Radpolo (Tim Körner), des Steherobmanns (Rainer Podlesch), der neu gewählten Frauenwartin (Sabine Dittmann), der Protokollführerin (Ines Blum) und der neuen Kassenprüfer Evelyne Schubert und Stefan Schulz gab es zum überwiegenden Teil einstimmige Ergebnisse.
Zum Abschluß bedankte sich Wolfgang Clement für die bisherige Zusammenarbeit, die aus seiner Sicht zu kurz war, und wünschte dem BRV für die weitere Zukunft alles Gute.
Quelle: Berliner Radsportverband