Kathmandu / Tübingen (rad-net) - Der Unfallchirurg und Sportmediziner, Matthias Baumann, arbeitet seit 2013 ehrenamtlich als leitender Verbandsarzt beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Er engagiert sich aber nicht nur im Radsport, sondern seit vielen Jahren auch in Nepal, nachdem zwei Katastrophen in dem kleinen Land das Leben des Tübingers nachhaltig verändert haben.
2014 kam es am Dach der Welt zu einer Lawinenkatastrophe am Khumbu-Eisbruch. Baumann, der den Mount Everest besteigen wollte, befand sich zu der Zeit im Basislager und wurde Augenzeuge. Der Expeditionsarzt kümmerte sich damals sofort darum, die Opfer zu versorgen und deren Familien zu betreuen und richtete schon damals ein erstes Spendenkonto für das Schulgeld von 40 Kindern ein, die ihre Väter in der Katastrophe verloren hatten. 16 Sherpa waren gestorben.
Als es ein Jahr später zu einem verheerenden Erdbeben in Nepal kam, war der 48-Jährige wieder vor Ort, um sich um die Verletzten zu kümmern. Anschließend rief der Chirurg die gemeinnützige Wohltätigkeitsorganisation «Sherpa Nepalhilfe» ins Leben, für die er seitdem Spenden sammelt, Patenschaften organisiert und Sportler als Botschafter engagiert. So konnte Matthias Baumann einige Spitzensportler als Botschafter seiner Organisation gewinnen, darunter den deutschen Radprofi Emanuel Buchmann und die deutsche Ex-Biathletin Laura Dahlmeier. 2018 nahm der Arzt den dreifachen Ringer-Weltmeister Frank Stäbler mit nach Nepal, um mit ihm Schulen und Waisenhäuser zu besuchen.
Nachdem das Hilfsprojekt bereits drei Schulen für die Kinder der Sherpa, ein Gemeindehaus und einen Brunnen errichten konnte, ist das neue Projekt der Organisation ein Krankenhaus, das «Himalayan Sherpa Hospital». Dieses Projekt liegt dem Arzt besonders am Herzen.
Nach der Fertigstellung des insgesamt 700.000 Euro teuren Projektes im Herbst dieses Jahres will die «Sherpa Nepalhilfe» das Krankenhaus weiter betreuen und die laufenden Kosten decken. «Wir hätten das fertige Krankenhaus dem Distrikt übergeben können und wären dann aus der Verantwortung», erzählt Baumann, doch das sei nicht das Ziel. Da der ansässigen Bergbevölkerung die Kultur der Ärzte und Krankenschwestern sehr wichtig sei, wolle sich die «Sherpa Nepalhilfe» dort nicht aus der Verantwortung ziehen, denn als privater Betreiber des Krankenhauses habe man die Entscheidungsgewalt über den Arzt und die vier Krankenschwestern, die in der Zehn-Betten-Klinik arbeiten sollen. Somit könne man auch sicherstellen, dass dort wirklich Sherpa arbeiten können.
In erster Linie soll das Krankenhaus für die Basisversorgung der Bergbevölkerung da sein, in der Infektionen und Knochenbrüche versorgt und Kinder zur Welt gebracht werden. Da das Krankenhaus aber direkt auf dem Weg zum Everest-Basislager liegt, wird sicherlich auch der ein oder andere Tourist versorgt werden.
Die errichteten Schulen, bei deren feierlichen Eröffnung der leitende Verbandsarzt des BDR als Ehrengast anwesend war, liegen mehrere Wanderstunden von dem neuen Krankenhaus entfernt. Aus diesem Grund soll nun auf dem Flachdach des Schulgebäudes noch ein Gesundheitsposten entstehen,sowie zwei bis drei Räume für die ambulante Versorgung der Patienten, für die eine Krankenschwester eingestellt werden soll.
Matthias Baumann wurde bei der vergangenen Wahl zum Sportler des Jahres in Baden-Baden im Dezember, von den Veranstaltungsorganisatoren geehrt und bekam im Jahrbuch «Sportler des Jahres» eine Seite über seine Arbeit in Nepal gewidmet. «Diese Ehrung hat mich sehr gefreut, sie zeigt die Verbindung meiner Leidenschaften im Spitzensport, Bergsport und der Nepalhilfe.»
Nach seinem Einsatz als Arzt der Deutschen Olympiamannschaft in Tokio wird Baumann im Herbst nach Nepal reisen und das «Himalayan Sherpa Hospital» eröffnen.
Weitere Infos zur Sherpa Nepalhilfe
Film über Matthias Baumanns Sherpa Nepalhilfe