Berlin (dpa) - Die durch gegenseitige Abneigung verbundenen Topsprinter rüsten zum Showdown und Altmeister Lance Armstrong sagt leise Servus. Die Tour Down Under ist Bühne für den letzten Auslandsstart des angehenden Rad-Rentners und Parkett für brisante Duelle von André Greipel und Mark Cavendish.
Der Saisonauftakt in Australien beginnt am Sonntag in Adelaide mit einem nicht in die Gesamtwertung eingehenden Kriterium und erlebt seinen «heißen» Start am Dienstag mit der ersten von sechs Etappen.
Armstrong setzt also dort seinen internationalen Schlusspunkt, wo er 2009 sein umstrittenes Comeback gestartet hatte. Die Tour of California im Mai dürfte sein letzter großer Auftritt werden. Danach will sich der 39-Jährige an den Ironman auf Hawaii wagen, für sein Team RadioShack hinter den Kulissen wirken und weiter für seine Krebs-Foundation «Livestrong» arbeiten. Zudem hat er besondere Pflichten als fünffacher Vater.
Aber auch wenn er dem Profiradsport den Rücken kehren will, wird ihn die Vergangenheit nicht loslassen. Dopingvorwürfe haben Armstrong seine gesamte Karriere begleitet - und er hat sie bisher mehr oder weniger elegant pariert. Die laufenden Ermittlungen der US-Behörden unter Chefermittler Jeff Novitzky dürften ihm allerdings noch gehörig zusetzen. Nach Recherchen in Europa und den USA und vielen Zeugen- Vernehmungen wird in diesem Jahr mit dem Auftritt Armstrongs vor der Grand Jury gerechnet.
Die Behörden ermitteln gegen Armstrong seit den Schuldzuweisungen durch dessen ehemaligen Teamkollegen Floyd Landis im Mai 2010. Der siebenfache Toursieger steht unter Verdacht, mit seinem früheren Team US-Postal Steuern hinterzogen zu haben. Außerdem besteht vor dem Hintergrund massiver Doping-Vorwürfe Betrugsverdacht. Alles wahrscheinlich nicht die besten Voraussetzungen für das angeblich von Armstrong angestrebte politische Amt.
Vor dem Start in Adelaide ist bei Armstrong von Nostalgie keine Spur. «Ich gehe und weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe - dafür muss mir keiner einen Pokal überreichen», sagte der Texaner. «Es wäre ein Fehler, der Radsportzeit nachzutrauern, wo ich doch viel größere Geschichten vor mir habe», erklärte er, ohne ins Detail zu gehen. Von der Illusion, noch mithalten zu können, hatte er sich bereits bei seinem letzten Tourauftritt - er wurde 23. - verabschiedet.
In Topform wollen derweil Greipel und Cavendish die Tour Down Under in Angriff nehmen. Die Supersprinter stehen sich zum ersten Mal als Gegner in verschiedenen Trikots gegenüber. In gemeinsamen HTC- Columbia-Zeiten demütigte der Heißsporn von der Isle of Man den gebürtigen Rostocker mit Worten und war sicher maßgeblich daran beteiligt, dass Greipel nie zur Tour de France durfte. Cavendish, der mit bisher 15 Tour-Etappensiegen eine besondere Marke setzte, attestierte seinem einstigen Teamkollegen schon mal, er könne nur «kleine Scheißrennen» gewinnen.
Der für den belgischen Omega-Rennstall an den Start gehende Greipel, im Vorjahr Gesamtsieger und dreifacher Etappengewinner, wurde bei seiner Ankunft in Adelaide nach seinem Verhältnis zu Cavendish befragt. «Es gibt keins», antwortete er. Der 25-jährige Brite sollte seine Haupt-Konkurrenten nennen. Der Name des Rostockers, 2010 mit 21 Saisonsiegen erfolgreichster Profi der Welt nach Einzelerfolgen gerechnet, kam nicht vor.