New York (dpa) - Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA stellt Lance Armstrong laut einem Medienbericht eine Reduzierung der lebenslangen Sperre in Aussicht. USADA-Chef Travis Tygart erwartet allerdings dafür vom einstigen Radsport-Helden ein vollständiges Geständnis.
«Wenn er ehrlich und bereit ist, den Sport im Guten voranzubringen, ist dies möglich», erklärte Tygart in der Zeitung «USA Today». «Wir stehen ihm weiter offen gegenüber. Auch wenn es wehtut, die Wahrheit ist der beste Weg nach vorn», sagte er.
Am Freitag hatte die US-Anti-Doping-Agentur Armstrong lebenslang gesperrt und fordert nun die Aberkennung seiner sieben Siege bei der Tour de France. Der Weltverband UCI hatte sich dazu ebenso wie die Tour-Organisation ASO bisher nicht geäußert. Armstrongs Anwälte merkten an, dass die USADA zu den Sanktionen gar nicht berechtigt sei und nur die UCI diese verhängen könne. Noch immer kann der Weltverband kann die USADA-Entscheidung ablehnen und den Fall damit vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bringen.
«Wir sind alle niedergeschlagen, wenn uns unsere Sporthelden enttäuschen», sagte Tygart. Die USADA hätte aber für ihr Urteil im Fall Armstrong viel Zustimmung von aktuellen und ehemaligen Athleten erhalten. «Eltern und andere, die die Rechte der sauberen Athleten und die Integrität des Sports schätzen, haben uns per E-Mail die Wertschätzung für unsere Arbeit bekundet», sagte Tygart. Doch auch «einige beunruhigende E-Mails und Morddrohungen» habe die USADA erhalten. «Wir tun unseren Job - nicht mehr und nicht weniger», bekundete der USADA-Chef.
Die USADA habe die Sperre für Armstrong vor allem auf Zeugenaussagen und Hinweisen aus Blutproben aufgebaut. Darunter seien Proben gewesen mit verbotenen Substanzen, die nicht in den Doping-Tests nachweisbar waren. Tygart kündigte in der «USA Today» an, dass in den kommenden Wochen weitere Details und die Konsequenzen für jene Fahrer öffentlich gemacht würden, die gegen Armstrong ausgesagt hatten.
Armstrong behauptet weiter, dass er offiziell nie durch positive A- und B-Proben überführt worden sei. Da sich viele Sponsoren bisher nicht von ihm abwandten und seine Krebsstiftung seit Freitag sogar Einzahlungen von 174 000 Dollar verbuchte, hätte Armstrong mit einem vollständigen Geständnis viel zu verlieren.
Der deutsche Anti-Doping-Experte Werner Franke hatte am Montag die USADA für ihren konsequenten Kampf gegen Armstrong gelobt. «Das sind Leute, die einfach nicht aufgeben, auch wenn um sie herum alles korrupt ist», sagte der Heidelberger Molekular-Biologe im Deutschlandradio Kultur.
Scharf griff Franke die UCI an. Der Rad-Weltverband werde von «zwielichtigen Figuren geleitet» und sei ein «total korrupter Haufen», der sich in der Vergangenheit sogar von Armstrong habe bezahlen lassen. «Geld nehmen, schlimmer geht's ja gar nicht», sagte Franke. Was die UCI jetzt in Sachen Armstrong unternehme, könne man einfach vergessen. «Die UCI ist völlig bedeutungslos, was Ehrlichkeit angeht.»
Artikel in USA Today
Gespräch Deutschlandradio Kultur mit Franke