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Der deutsche Radprofi Tony Martin fährt auch für eine weitere Zukunft des Teams HTC Highroad.
28.06.2011 11:08
Störfeuer vor Saisonhöhepunkt: HTC-Team bangt

Berlin (dpa) - Die Tour de France vor Augen - das Team-Aus im Hinterkopf: Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gehen im Radrennstall HTC Highroad um Tour-Hoffnungsträger Tony Martin Existenzängste um.

Das erfolgreichste Team des Jahres ist fieberhaft auf der Suche nach neuem Sponsorengeld - sonst könnte die am 2. Juli startende Rundfahrt durch Frankreich die letzte für die US-Equipe sein. «So kurz vor der Tour ist das schon belastend», räumte Martin ein, der eigentlich um Etappensiege und eine Top-Ten-Platzierung fahren will.

Bei den deutschen Meisterschaften verpasste der Wahl-Schweizer bereits den erhofften Zeitfahr-Titel, im Straßenrennen hatte der 26-Jährige mit dem Ausgang nichts zu tun. Womöglich lenken Martin schon jetzt die Spekulationen ab - im vierten Profijahr kommt er ins Grübeln. «Ich würde gerne bleiben, aber es kommen auch Anfragen von anderen Teams», gab der gebürtige Cottbuser zu. Super- Sprinter Mark Cavendish (15 Tour-Etappensiege) wird mit dem britischen Team Sky in Verbindung gebracht.

Sportdirektor Rolf Aldag rechtfertigte den Zeitpunkt, an dem die Lage des Teams mitgeteilt wurde. «Das Ziel war, offen und ehrlich mit der Situation umzugehen», sagte Aldag. Am Freitag war Besitzer Bob Stapleton mit der Nachricht an die Presse gegangen. Dass nun andere Teams bei seinen Schützlingen vorstellig werden, akzeptiert Aldag. «Wir verstehen, dass Karrieren von der Entscheidung abhängen.» Jeder Fahrer gehe laut Aldag anders mit der Situation um. «Ich glaube, dass viele Leute zwar nicht glücklicher, dafür aber entspannter schlafen.»

Seit 2008 radelt Martin für den T-Mobile-Nachfolger durch die Lande. «Da ist einerseits die Loyalität zum Team gefragt, aber andererseits will man Sicherheit für die nächsten Jahre», betonte er. Um die Zukunft des zweimaligen WM-Dritten macht sich Ex-Profi Aldag überhaupt keine Sorgen, ebenso um mögliche neue Arbeitgeber für die anderen acht diesjährigen Tour-Fahrer. «Die kommen jederzeit überall unter und würden auch noch mehr Geld verdienen», vermutete Aldag.

Er hat schon eine Deadline für die Entscheidung ausgemacht - den 18. Juli. «Am zweiten Ruhetag der Tour de France müssen wir Bescheid wissen», machte er deutlich. Die Hoffnungen ruhen auf einem neuen Sponsor oder - noch lieber - einer Vertragsverlängerung mit HTC. «Große Firmen haben schon Interesse bekundet», verkündete Aldag, «und auch HTC hat ja noch nicht Nein gesagt.»

Aussichtslos ist die Lage bei weitem nicht, vor allem solange Aldag, Martin und Co. in Team-Besitzer Stapleton einen genialen Pokerkünstler wissen. Der US-Milliardär holte nach seiner Übernahme des Teams unter anderem den Bekleidungskonzern Columbia und zuletzt HTC ins Boot. Legendär ist sein Verhandlungsgeschick beim vorzeitigen T-Mobile-Ausstieg 2007: Das Adieu ließen sich die Bonner damals bei noch bestehenden Verträgen dem Vernehmen nach mehr als 25 Millionen Euro kosten.


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