|
Hauptmenü | |
Hot Links | |
Wer ist online? | |
Zur Zeit sind 3365 Gäste und 9 Mitglied(er) online.
Sie sind ein anonymer Benutzer. Sie können sich hier anmelden |
Login | |
| |
|
|
Kann auch in diesem Jahr keinen Start auf dem Nürburgring erteilen: Hanns-Martin Fraas, der sich nun in einem offenen Brief an die Politik wendet. Foto: Sportograf |
| |
|
|
18.06.2021 11:02
Offener Brief von Hanns-Martin Fraas: «Politisches Handeln muss nachvollziehbar bleiben»
Hagen (rad-net) - Unternehmer und Radsportveranstalter Hanns-Martin Fraas hat sich in einem offenen Brief an die Politik gewendet. Der Veranstalter von unter anderem Rad am Ring, in dessen Rahmen auch ein Wertungsrennen der Rad-Bundesliga und ein Mountainbike-Marathon ausgetragen werden, zweifelt darin die Objektivität der Genehmigung von Events zu Zeiten der Corona-Pandemie an. Leserbriefen, die unsere Redaktion zahlreich erreichen, ist zu entnehmen, dass er damit vielen aus der Seele spricht.
In seinem offenen Brief spielt Fraas unter anderem auf die Fußball-Europameisterschaft an, deren Spiele sogar vor Publikum ausgetragen werden. «Es geht mir nicht darum, den Fußball an den Pranger zu stellen. Aber das Ergebnis politischen Handelns muss einigermaßen nachvollziehbar bleiben», meint Fraas. «Das ist eine wahnsinnige Situation, der wir uns gerade stellen müssen. Als Bundesbürger muss man schwierige Momente akzeptieren, auch sowas gehört zur Solidarität. Allerdings sollte der angelegte Maßstab der gleiche sein und nicht mit mehrerlei Maß gemessen werden», so Fraas gegenüber rad-net.
Zweierlei Maß für
Deutschland? -
offener Brief von Radsportveranstalter Hanns-Martin Fraas an die
Politik |
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Ministerpräsident Dr. Markus Söder
Kreisverwaltung Ahrweiler, Landrat Dr. Jürgen Pföhler
Stadtverwaltung München, Oberbürgermeister Dieter Reiter
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Dreyer,
Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Spahn,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,
Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Pföhler,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,
als glühender Fußballfan und Veranstalter von Radrennen, der nun im
zweiten Jahr hintereinander mit seinen Hygienekonzepten gescheitert
ist, stellen sich mir einige Fragen, um deren Beantwortung ich
untenstehend höflich bitte.
Es entsteht bei mir der Eindruck, dass es in
Corona-Deutschland aktuell nicht immer mit "rechten Dingen" zugeht.
Damit möchte ich bewusst offenlassen, ob der Maßstab letztlich nur
allgemeine Fairness, Gerechtigkeit oder gar deutsches Recht
betrifft. Dazu bin ich zu wenig Jurist. Das offensichtliche Messen
mit zweierlei (oder gar mehrerlei) Maß, fühlt sich aber falsch an.
Also meine Bitte: Stellen Sie es richtig. Erklären Sie mir, warum
mein Eindruck und nicht das Ergebnis politischen Handelns falsch
ist. Ich muss es verstehen, um nicht kaputt zu gehen. Der Bürger
sollte es verstehen, um den Glauben an die Politik zu bewahren.
Es wäre wünschenswert, wenn nicht der eine auf die Zuständigkeit des
anderen verweisen würde. Es ist eher so gedacht, dass jeder nur die
Fragen beantwortet oder beantworten lässt, die er entweder qua Amt
oder Kompetenz beantworten kann. Dann dürfte keine Frage
offenbleiben. Ich würde mir kurze, klare, faktenorientierte
Antworten wünschen.
Zur Vorgeschichte:
1. Ausgangslage am 15. Juni 2021
Nürburgring/Kreis Ahrweiler
Unsere Radsport-Veranstaltung, geplant für den 26. Juni 2021 konnte
weder genehmigt werden, noch konnte man uns Rahmendaten (z.B.
Inzidenzen, Belegung von Intensivbetten, R-Wert) nennen, an denen
man zum 26. Juni die Gefahr beurteilen will, die von unserer
Veranstaltung ausgeht. Darüber wurden wir am 10. Juni 2021
informiert. Verwiesen wurde auf die aktuelle Verordnungslage in
Rheinland-Pfalz, die Amateursport in der von uns angepeilten Größe
von rund 700 Teilnehmern nicht zulässt. Der Inhalt der neuen
Verordnung, erwartet für 21. Juni 2021, sei nicht bekannt.
München Fröttmaning / Stadt München
Bereits vor einigen Wochen hat Herr Ministerpräsident Söder bekannt
gegeben, dass aufgrund eines hervorragenden und speziellen
Hygienekonzepts, bis zu 14.000 Zuschauern in der Münchner
Fußball-Arena zugelassen werden können.
2. Erfahrungen
Nürburgring/Kreis Ahrweiler
Seit März finden auf dem Nürburgring
Profisport-Veranstaltungen statt, bei denen aufgrund des
Hygienekonzepts rund 1.500 Personen im Fahrerlager des Nürburgrings
zugelassen sind. Es fanden, inklusive 24h-Rennen, bislang vier
derartige Veranstaltungen statt, ohne dass eine besondere Gefährdung
(erhöhte Ansteckungsgefahr) von diesen Veranstaltungen ausgegangen
ist. Das ist insofern gut nachvollziehbar, da im Fahrerlager
AHA-Regeln gelten und nur Genesene, Geimpfte oder Getestete Zutritt
zum Fahrerlager erhalten.
München Fröttmaning / Stadt München
Über die Corona-Gefahren für Zuschauer in Fußballstadien gibt es aus
Bergamo (Championsleague-Spiel im Frühjahr 2020) tragischen
Anschauungsunterricht. Grund: erhöhte Aerosolbildung (Singen,
Schreien), "Kessellage" (fehlender Wind), Nähe (Umarmungen). Das
Münchner Stadion ist sicher nicht "offener" als das in Bergamo.
3. Inzidenzen
7-Tage-Inzidenzen Stand 14 & 15. Juni, Tendenz weiter
fallend u.a. wegen steigender Impfquote)
Landkreis Ahrweiler: 5,7
Stadt München: 15,7
Rheinland-Pfalz: 14,7
Bayern: 15,7
Deutschland: 13,2
Frankreich: 36,6
4. Personenkreis/ Hygienekonzept bzw.
Wahrnehmungen
Nürburgring/Kreis Ahrweiler Veranstaltung Circuit Cycling
. Geplant für ca. 700 Amateursportler
. Voraussetzung: geimpft, getestet oder genesen
. Gefahrenlage: Abstand min. 1,5 Meter und Maske bis ca. 1 Minute
vor dem Start, dann radsporttypische Rennsituation mit starker
Topographie, bei dem sich das Fahrerfeld schnell auseinanderzieht.
Verwirbelung und Verdünnung der Aerosole durch tatsächlichen Wind
(sofern vorhanden und das eher immer in der Eifel) und Fahrtwind.
München Fröttmaning / Stadt München
. 14.000 Zuschauer, davon über 2.000 französische Fans (Das Argument
Profisport zieht hier nicht, da wir nicht von den Sportlern reden,
sondern von Zuschauern. Für die Sonderbehandlung der Profisportler
mag es Gründe geben, diese gelten sicher für Zuschauer eines
Profi-Events nicht)
. Voraussetzung: geimpft, getestet oder genesen?
. Gefahrenlage: Im französischen Block kein Abstand und kaum Masken,
Umarmungen
Deutschland allgemein: Public Viewings bis 1.000 Personen
ohne Maske
Auf Basis dieser Fakten und Wahrnehmungen drängen sich einige
Detailfragen auf aber eine zentrale:
Wird hier nicht auf der einen Seite mit einem stumpfen,
einsilbigen Hinweis auf aktuelle Verordnungstexte einer höchst
wahrscheinlich unkritischen Veranstaltung die Zusage verweigert,
während an anderer Stelle geltende Verordnungstexte durch
Sonderregelungen aufgehoben und selbst die Einhaltung von AHA-Regeln
nicht gewährleistet werden?
Fragen zu München
1. Welche Abstandsregeln galten im französischen Block?
2. Gab es eine Maskenpflicht?
3. Wie wurde das überwacht?
4. Muss der französische Spieler Paul Pogba nach seinem Bad in der
Zuschauermenge in Quarantäne? Wenn nein, warum nicht?
Fragen zu Nürburgring/Ahrweiler
1. Wenn für 15. Juni im Münchner Stadion (Infektionslage siehe oben)
2.000 Zuschauer in einem engen Block zugelassen sind, warum kann man
dann nicht am 10. Juni Regeln nennen, gemäß derer dann am 26. Juni
700 Radfahrer um den 5,1 km langen Nürburgring (GP-Strecke) kreisen?
Allgemeine Fragen
1. Fußball-Profisport genießt seit Monaten eine umfangreiche
Sonderbehandlung, obwohl sich immer wieder Fußballer trotz
offensichtlich besten Konzepten anstecken. Der Sport kann für alle
Fans im Fernsehen verfolgt werden. Ist das Bedürfnis nach Zuschauern
im Stadion stärker zu gewichten, als das Bedürfnis Amateur-Radsport
zu betreiben?
2. Wird im Falle der Fußball-EM nicht sowieso mit zweierlei Maß
gemessen? Wenn auch nur die Hälfte aller Warnungen dauerhaft
lautsprechender Politiker und Wissenschaftler auf realen Gefahren
fußt, ist Public Viewing eine extreme Gefahr für steigende
Inzidenzen. Zudem im Hinblick auf die uns bedrohende Delta-Variante.
Darf der Fußball alles, ein anderer Teil deutschen Sports hat aber
gefälligst solidarisch für die Gemeinschaft Verzicht zu üben?
3. Die Corona-Regeln sind komplex, bundesweit uneinheitlich, sich
stark verändernd und orientieren sich an nicht unstrittigen
Parametern (Inzidenzen). Wieso gibt es dann auch noch
Sonderregelungen (Zuschauer bei der EM in München, französischer
Block)?
4. Die Erlaubnis für Zuschauer in München wurde sicher nicht
ausgewürfelt, sondern auf Basis wissenschaftlicher Fakten,
Erfahrungen und Prognosen nach bestem Wissen und Gewissen erteilt.
Warum werden diese Erkenntnisse und Regeln dann nicht
verallgemeinert? Damit sich andere auch daran orientieren können,
z.B. Amateur-Radsportler und deren Veranstalter!?
Persönliche Situation und eine Frage zum Schluss:
Unsere Agentur lebt im Wesentlichen von jährlich zwei
Radsport-Veranstaltungen. Letztes Jahr wurden unsere Veranstaltungen
nicht genehmigt. Die Absage 2020 ereilte uns bei einer Situation von
7.000 Infizierten in ganz Deutschland (Nicht 7.000 neu pro Tag,
sondern 7.000 von 83 Mio. Deutschen waren infiziert - 0,0085 %!!!).
So weit, so schlecht, so akzeptiert.
Dieses Jahr mussten wir die Veranstaltungen wieder absagen, da wir
Mitte Juni weder für die Veranstaltung am 26. Juni noch für die am
23. Juli Parameter genannt bekommen können, anhand derer zum
Zeitpunkt der Veranstaltung über die Durchführbarkeit entschieden
wird (z.B. Inzidenzen). So fehlen für Veranstalter und Teilnehmer
Orientierungspunkte zum Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten und
Risiken. Die Absagen waren somit unabwendbar.
Wir arbeiten seit August 2019 ohne Umsätze. Wir warten und hoffen
noch auf Überbrückungshilfe III.
Seit März 2019 leben wir in einem ständigen Hin & Her zwischen
Bangen, Nachsteuern, Hoffen und wieder Bangen und wieder Nachsteuern
und .
Unsere wirtschaftliche wie emotionale Lage ist verheerend. Damit
sind wir natürlich nicht allein in Deutschland. Es gibt viele durch
Corona im Speziellen Abgehängte - ohne politische Stimme, ohne
öffentliche Wahrnehmung.
Darf man als Politiker billigend in Kauf nehmen, dass sich
die Gesellschaft in wenige Corona-Gewinner, viele nicht unzufriedene
Corona-Erleber und herbe, unbeachtete Corona-Verlierer spaltet? Und
es geht dabei nicht um Geld, sondern um Respekt!
Die Bedeutung einer Rückantwort möchte ich hier nochmals
unterstreichen.
Mit freundlichen Grüßen
eventwerkstatt GmbH
Hanns-Martin Fraas
Geschäftsführer |
«Rad am Ring» und «Circuit Cycling» fallen auch 2021 aus
«Rad am Ring»-Organisatoren weiter optimistisch - Veranstaltung soll stattfinden
«Rad am Ring» und «Circuit Cycling» sollen 2021 wieder stattfinden
Liveticker: Aktuelle Informationen zum Coronavirus aus dem Radsport Zurück
|
|
|
|