Lindorf (rad-net) - Im eigentlich letzten Jahr seiner aktiven Karriere hat Manuel Fumic vorige Woche den vermutlich schwersten Sturz in seiner Laufbahn erlitten. Inzwischen ist der Kirchheimer wieder zuhause und blickt mit der ihm eigenen optimistischen Grundhaltung in die nahe Zukunft.
In einem seiner bevorzugten Trainingsreviere, zwischen Kirchheim und Nürtingen ist es passiert. Bei einer Wettkampf-Simulation, also im entsprechend hohen Tempo, übersah er in einer Bergab-Passage einen Baumstumpf, blieb mit dem Pedal hängen und machte den typischen Abflug über den Lenker. «Wir alle wissen, dass unser Sport gefährlich sein kann. Es war ein kleines Missgeschick, vielleicht war ein bisschen komisches Licht, jedenfalls habe ich den Stumpf nicht gesehen», erklärt der 38-Jährige, wie es zum Sturz kam.
Es hätte auch günstiger ausgehen können, doch nachdem er sich über die Schulter abgerollt hatte, rutschte er am Boden bergab weiter «und mit dem Rücken in was rein», wie er es beschreibt.
Unter großen Schmerzen musste er erst sein verloren gegangenes Handy suchen, mit dem er dann seinen Bruder Lado anrufen und ihm seinen Standort schicken konnte. Einfach zugänglich war die Unglücksstelle jedenfalls nicht.
Sechs Rippen waren gebrochen, das Schlüsselbein und das Schulterblatt. Mit glatten Brüchen, wie Fumic sagt. Schmerzhaft, aber insgesamt nicht so schlimm. Das Schlüsselbein wurde mit einer Platte zusammengeschraubt, der Rest heilt so. Dramatisch waren jedoch die innere Blutungen, die Sauerstoff-Sättigung war reduziert, es bestand die Befürchtung, dass die Lunge kollabiert. Deshalb landete Fumic erst mal für ein paar Tage auf der Intensivstation. «Ich will nicht sagen, dass ich das gewohnt bin, aber es hätte auch nicht geholfen, Panik zu schieben. Ich bin locker geblieben und ich denke, dass mein positives Denken auch geholfen hat», meint der dreifache Familienvater.
Später im Gespräch gesteht er allerdings, dass er die ersten Tage auf der Intensivstation die Fortsetzung seiner Karriere «ans Aufhören» gedacht habe. An das sofortige Aufhören.
Doch als es am vergangenen Freitag an die Operation am Schlüsselbein ging, da machte er sich bereits wieder Gedanken über den Weg zurück zur Form. Das Ziel ist der geplante, lange Weltcup-Block mit der Weltmeisterschaft und einer deutschen Meisterschaft hinten dran im September und Oktober.
«Klar, frustriert mich das alles, ich habe mich gut gefühlt, die Vorbereitungen liefen super», bekennt Manuel Fumic. «Aber, dass die Brüche glatt sind, stimmt mich optimistisch. 2013, bei meinem letzten Schlüsselbeinbruch, war auch das Schultereck-Gelenk kaputt. Das war viel schwieriger.»
Seit Montag ist er wieder zuhause in Lindorf. Schon am Mittwoch wollte er sich wieder auf die Rolle setzen. Nicht um echte Trainingseinheiten zu absolvieren, sondern um den Körper «anzukurbeln». Die Medikamente, die man ihm verabreichte, hätten seinen Organismus auch aus der Balance gebracht. Ein wenig Bewegungstherapie soll helfen, den Stoffwechsel in Gang zu beschleunigen. «Ohne zu überfordern, nur zur Unterstützung», wie der vierfache Olympia-Teilnehmer sagt.
«Ich glaube daran, dass ich das bis September schaffen kann. Es wird nicht einfach und Rückschläge darf es nicht geben, aber es kann gelingen. Vielleicht werde ich am Anfang nicht ganz so spritzig sein, aber ich bin positiv», meint Fumic. «Dass ich den September als Ziel habe ist eine Challenge und das ist gut so.»
Ob dann Ende Oktober tatsächlich Schluss ist mit der Karriere, bleibt vorerst offen. «Da stehen mindestens drei Fragezeichen dahinter», sagt Fumic. Vor dem Unfall hatte sich seine Gefühlslage nach der ausgefallenen Heim-WM in Albstadt und den verschobenen olympischen Spielen so entwickelt, dass er doch gerne 2021 einen vernünftigen «Haken» dransetzen wollte. Allerdings hing das da schon vom Cannondale-Team ab. Wie sich die Equipe für 2021 aufstellen wird. Gerne wird in Vierjahres-Zyklen geplant, die durch die Verlegung von Olympia verrutscht sind. «Wenn ich noch ein Jahr dranhänge, dann nur mit Cannondale. Es kommt aber auch drauf an, wie die mich sehen und wie ich ins Konzept passe, ob ich da noch mal Platz finde. Wenn es nicht so sein soll, dann ist es halt so», zeigt sich Fumic gelassen.
Ein Stück weit kommt es auch darauf an, was sie ihm – nach der Verletzung und dann im Alter von 39 Jahren – noch zutrauen. Eine Entscheidung wird sicherlich noch nicht so schnell fallen. Die Umstände mit der Corona-Pandemie haben die normalen Prozesse eben auch ins Wanken gebracht. Für Manuel Fumic gilt es jetzt erst mal wieder fit zu werden und sich dann auf den Wettkampf-Block mit vier Weltcup-Rennen, der WM, der EM und dann noch einer DM zu konzentrieren.
Schwerer Trainingssturz von Manuel Fumic - Mehrere Knochenbrüche