Leipzig (rad-net) - Als Team eine Klasse für sich, aber einzeln nicht gut genug für die Tour de France. Die Rad-Profis André Greipel und Marcus Burghardt bilden bei der 25. Internationalen Sachsen-Tour das Duo, das es zu schlagen gilt. Burghardt zieht auf den Flachetappen bis 150 Meter vor dem Ziel wie eine Lokomotive den Sprint an und Greipel vollendet mit scheinbar unendlicher Kraft aus den Oberschenkeln. Beide fahren aber nicht nur um Siege, für sie geht es auch um Frustbewältigung. Trotz hervorragender Leistung im Vorfeld wurden Greipel und Burghardt von ihrem Team Columbia HTC nicht für die Frankreich-Rundfahrt nominiert.
«Ich war schon sehr enttäuscht. Ich habe in diesem Jahr eine bessere Form als im vergangenen Jahr. In jedem anderen Team wäre ich die Tour gefahren außer vielleicht bei Astana und Columbia eben», erklärt Burghardt. Eine Woche vor Tourstart hatte der Sachse von seinem Teammanager Rolf Aldag erfahren, dass er nicht wie erwartet in Frankreich dabei ist. Ein stärkerer Bergfahrer bekam den Vorzug.
Dabei hatte der 26-Jährige im Vorjahr noch für den einzigen deutschen Etappensieg gesorgt. Ende des Jahres läuft sein Kontrakt aus. Burghardt zieht einen Wechsel in Betracht. «Ich sag mal so, es ist nicht ausgeschlossen», erklärt er. Anfragen bei seinem Manager Tony Rominger «hat es bereits gegeben».
Greipel seinerseits siegt, ohne eine Aussicht auf die Tour de France bei seinem Team Columbia HTC zu haben. «Sie bleibt mein großer Traum, aber gegenwärtig denke ich nicht an sie», sagt der Rostocker. Der 27-Jährige hat das Problem, nicht an Überflieger und Teamkollege Mark Cavendish vorbeizukommen. Mit vier Tageserfolgen ist der Brite momentan der schnellste Sprinter bei der Frankreich-Rundfahrt.
Siege kann auch Greipel vorweisen. Im Jahr 2009 gewann er bereits 14 Mal, darunter je drei Etappen bei der Bayern-Rundfahrt und bei der Österreich-Rundfahrt. Besonders bei der Österreich-Rundfahrt zeigte er, dass er auch über die Berge kommt.
Sogar eine Schulter-Verletzung durch einen Sturz am Jahresanfang bei der Tour Down Under konnte Greipel nicht stoppen. «Als Sprinter verliert man seine Form nicht so leicht», erklärt er. Sein Vertrag mit Columbia läuft noch bis 2010. «Mit 14 Saisonsiegen brauche ich für niemanden mehr den Sprint anzufahren», sagt er selbstbewusst.
Die Richtung ist bei beiden klar, das Ziel noch nicht: Da in Deutschland einzig Milram als Equipe der ersten Kategorie verblieben ist, könnte sich zumindest Burghardt ein Engagement im Ausland vorstellen. «Ich würde niemals nie sagen, aber zumindest ein französisches Team wäre im Moment nicht meine erste Wahl. Da würde ich mich nicht wohl fühlen», bemerkt er.