Valkenburg (dpa) - Judith Arndt nimmt aus ihrem letzten Rennen keine Medaille mit in den Radsport-Ruhestand. Die 36-jährige Leipzigerin verpasste in Valkenburg als Achte deutlich das Podium.
Den Titel im Straßenrennen sicherte sich nach 128,8 Kilometern die Topfavoritin und Olympiasiegerin Marianne Vos. Sie feierte den ersten Sieg der Gastgeber in einem eindrucksvollen Alleingang. Silber holte sich mit zehn Sekunden Rückstand die Australierin Rachel Neylan, Bronze ging an Elis Longo Borghini (+18).
Judith Arndt hatte ihren glänzenden WM-Schlusspunkt am vergangenen Dienstag bei ihrer erfolgreichen Titelverteidigung im Zeitfahren gesetzt. «Ich bin froh, dass es vorbei ist», sagte die Olympia-Zweite von London, die nach 21 Jahren keine Lust mehr hatte auf Quälerei. In ihrer neuen Wahlheimat Australien will die dreifache Weltmeisterin ein Studium der Soziologie und Kulturwissenschaft beginnen. «Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben.»
Das Finale verlief dann anders als zuvor das U23-Rennen. Vos hatte die Vorentscheidung mit einer Attacke drei Runden vor Schluss eingeleitet und vollendete ihr Werk mit einem erfolgreichen Schluss-Angriff auf dem gefürchteten Cauberg unter dem Jubel von Zehntausenden von Zuschauern. 2500 Meter vor dem Ziel trat sie an und keine konnte folgen. «Ich hatte vorher gesagt: Sie ist unschlagbar», erklärte Arndt nach dem Rennen. Sie selbst habe sich indes nicht so gefühlt.
Die gesamten deutschen Frauen hatten ihre Chancen auf ein besseres Abschneiden schon eingebüßt, als die aussichtsreiche Trixi Worrack (Cottbus) zweieinhalb Runden vor Schluss von einem Defekt am Red gebremst wurde - sie musste ihr Velo wechseln. Alle Teamkameradinnen warteten, die Spitzengruppe um Vos vergrößerte ihren Vorsprung und das Rennen war gelaufen.
Der deutsche Nachwuchs war zuvor ebenfalls an den Medaillen im U-23-Rennen vorbeigefahren. Den Titel nach 177,1 Kilometern gewann im Sprint einer 52 Fahrer umfassenden Spitzengruppe der Kasache Alexej Luzenko vor dem Franzosen Bryan Coquard und dem Belgier Tom van Asbroeck. Bester Fahrer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) war Michael Koch aus Cottbus auf dem 25. Platz. Der frisch gekürte deutsche U-23-Meister Rick Zabel, Sohn des einstigen Telekom- und T-Mobile-Stars Erik Zabel, belegte Rang 36.
«Der Sprung von den Junioren in den U-23-Bereich ist heftig. Das hat Rick heute gemerkt. Am Ende war er vielleicht ein bisschen enttäuscht, weil er nicht mehr die Kraft für einen Sprint hatte. Aber er kam als einer der Jüngsten des ganzen Feldes immerhin in der ersten Gruppe an», sagte Zabel senior über seinen 18-jährigen Filius.
Der Rennverlauf der U 23-Konkurrenz könnte Aufschluss über die möglichen Szenarien zum WM-Abschluss am Sonntag im Elite-Rennen geben. «Wenn das Wetter wie heute ist - trocken und wenig Wind - könnte es auf einen ähnlichen Sprint hinauslaufen. Dabei hätte John Degenkolb sicher gute Chancen, wenn er die Nerven behält und auf den richtigen Augenblick warten kann», meinte Ex-Vizeweltmeister Erik Zabel. Den letzten Straßen-Titel eines deutschen Profis auf der Straße holte Rudi Altig 1966.