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Pat McQuaid hatte Straffreiheit für Fälle aus der Armstrong-Ära in die Diskussion gebracht. Foto: Jean-Christophe Bott
21.09.2012 15:38
Weltverband UCI: Amnestie-Überlegungen verworfen

Valkenburg (dpa) - Der Radsport will sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen - Amnestie-Überlegungen sind vom Tisch. Die Delegierten des Weltverbandes UCI haben die von Präsident Pat McQuaid ins Spiel gebrachte mögliche Straffreiheit für Radprofis, die Doping-Geständnisse ablegen, verworfen.

Der umstrittene Ire hatte vor zwei Wochen eine mögliche Amnestie, die Jahre der Lance-Armstrong-Ära von 1999 bis 2005 betreffend, in die Diskussion gebracht. «Wir müssen uns auf die Gegenwart konzentrieren und nicht so sehr auf die Vergangenheit», beschloss das UCI-Management-Komitee und wies den Vorstoß zurück. Das bestätigte UCI-Sprecher Enrico Carpani der Nachrichtenagentur dpa nach dem UCI-Jahreskongress am Freitag am WM-Ort Valkenburg.

Auch deutsche Radprofis standen dem Vorschlag ablehnend gegenüber. «Ich kann mir das nicht vorstellen», hatte am Freitag WM-Mitfavorit John Degenkolb (Erfurt) zu einer möglichen Amnestie erklärt. «Ich halte nichts davon. Es interessiert doch keinen, wenn jemand sagt, ich habe vor 20 Jahren gedopt», sagte der dreifache deutsche Straßenmeister Fabian Wegmann (Freiburg). «Die Idee ist absurd», erklärte Zeitfahr-Doppel-Weltmeister Tony Martin.

Am Freitag bekräftigte McQuaid noch einmal, dass «niemals eine positive Doping-Kontrolle von Lance Armstrong noch von einem anderen Athleten» vom Dachverband vertuscht worden sei. Den Manipulations-Vorwurf hatte zuletzt indirekt der ehemalige Armstrong-Helfer Tyler Hamilton in seinem Buch «The Secret Race» geäußert. Ähnliches hatte davor auch schon der geständige Ex-Profi Floyd Landis erklärt.

Beide behaupteten, Armstrong hätte ihnen gegenüber zugegeben, dass eine Doping-Probe der Tour de Suisse 2001 positiv gewesen sei, die UCI ihm aber den Rücken freigehalten hätte. UCI-Chef war damals der McQuaid-Vorgänger und jetzige Ehrenpräsident Hein Verbruggen, der gegenüber dem Internetportal «cycling-news» am Freitag auch noch einmal insistierte, dass so etwas nie passiert sei.

McQuaid kündigte Sanktionen gegen Armstrong an, wenn die Unterlagen der US-Anti-Doping-Agentur USADA vorlägen und «harte und saubere» Beweise lieferten. Die US-Behörde hatte Armstrong schuldig gesprochen, systematisch gedopt und Handel mit Dopingmitteln betrieben zu haben. Der 40-jährige Texaner, der Doping weiter bestreitet, sich gegen USADA-Vorwürfe aber nicht mehr wehren will, war daraufhin lebenslang gesperrt worden und verlor alle seine sieben Tour-de-France-Siege. Die kann allerdings nur die UCI aberkennen.

Eine USADA-Sprecherin hatte zu Beginn der WM auf Anfrage erklärt, die umfangreichen Armstrong-Akten gingen der UCI und der Anti-Doping-Agentur WADA «in den kommenden Wochen» zu. Die Urteilsbegründung der USADA könnte Grundlage für UCI-Sanktionen gegen Armstrong sein.

Ein grundlegendes Umlenken im dopingverseuchten Radsport hatte zu Beginn des Monats das ehemalige Mitglied im UCI-Management-Komitee, Sylvia Schenk, gefordert - allerdings nicht unter der Federführung des bisherigen Präsidenten. «Bei McQuaid sind grundsätzliche Zweifel angebracht, ob er der Sportart durch eine radikale Umkehr wieder zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen kann», hatte die frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) der dpa erklärt. Die Juristin Schenk ist Sportbeauftragte im Vorstand von Transparency International.


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