Graz (rad-net) - Olympiasiegerin Sabine Spitz wird bei vor der Weltmeisterschaft der Mountainbiker im Marathon am Sonntag in Graz als Medaillenkandidatin gehandelt, Wolfram Kurschat von der Konkurrenz hoch eingeschätzt. Trotzdem will Spitz vor dem Rennen in Österreich keine zu großen Erwartungen schüren: «Es gibt da einige Unbekannte», wehrt Spitz ab, wenn man sie nach zwei Silbermedaillen 2007 und 2008 als Favoritin auf den WM-Titel bezeichnet. Die Olympiasiegerin in der Cross-Country-Disziplin ist zu Beginn der Woche aus dem dreiwöchigen Höhentraingslager in St. Moritz zurückgekehrt, das in erster Linie auf die Cross-Country-Weltmeisterschaft in Australien ausgerichtet ist. Ob sie sechs Tage später konkurrenzfähig ist, das kann sie selbst nicht sagen.
«Bisher bin ich aus der Höhe immer direkt angereist oder aber mit einem größeren zeitlichen Abstand zum Rennen. Ich weiß nicht wie es gehen wird. Ich werde erst im Wettkampf sehen ob es geht oder nicht», erklärt Spitz. Nicht nur deshalb bleiben die Hoffnungen wenige Tage vor der WM eher vage.
Im Gegensatz zur Konkurrenz nimmt sich die 37-Jährige auch nicht so viel Zeit, um sich den Kurs anzuschauen, der bei den Damen 84 Kilometer misst und 3061 Höhenmeter aufweist. Immerhin fliegt sie schon am Donnerstag nach Graz, um wenigstens den Schlussteil der Strecke unter die Lupe zu nehmen.
Vor einem Jahr reiste sie kurzfristig ins italienische Villabassa und vergab möglicherweise durch fehlende Streckenkenntnis die Chance auf Gold. Das ging damals an Gunn-Rita Dahle. Die Norwegerin ist im März Mutter geworden und verweist auf fünf Kilogramm, die sie nach einigen Angaben noch zu viel auf den Rippen hat.
Als Konkurrentinnen im Kampf um die Medaillen sieht Sabine Spitz auch die Schweizerin Petra Henzi, Weltmeisterin von 2007, deren Landsfrau und Europameisterin Esther Süss und die Slowenin Blaza Klemencic.
Ernsthafte Medaillenchancen räumt man im deutschen Team außer Spitz keiner anderen Fahrerin ein. Ivonne Kraft und Elisabeth Brandau könnten wie die Newcomerin Barbara Kaltenhauser an einem guten Tag aber unter die besten 15 fahren. Brandau war 2008 schon 13. Katrin Schwing war damals Zehnte, doch bei der Mosbacherin steht inzwischen der Beruf im Vordergrund, so dass man eine Wiederholung dieses Resultats nicht erwarten kann.
Bei den Männern, die auf 104 Kilometer 3818 Höhenmeter bewältigen müssen, besitzt auf dem Papier lediglich Wolfram Kurschat eine Chance ganz vorne mitzumischen. Das ist allerdings auch erst einmal spekulativ, denn sehr viele Marathons ist der 34-Jährige bis dato nicht gefahren. «Ich habe ordentlich Power, aber was das wert sein wird, weiß ich nicht», sagt Kurschat.
Dass er in Graz dabei ist, hat die Marathon-Szene aber aufmerksam zur Kenntnis genommen. Die Strecke besitzt genügend Anstiege, auf denen Kurschat seine Stärke ausspielen kann. In Topform fährt er da den meisten Konkurrenten davon. Auch Titelverteidiger Roel Paulissen und sein Vorgänger Christoph Sauser, die beide wie Kurschat aus dem Cross-Country-Lager kommen, haben Respekt vor Kurschats Stärke am Berg. In den Downhill-Passagen, die auf der WM-Strecke durchaus anspruchsvoll sind, dürfte deren Vorteile liegen.
«Ich habe Wolfram auf der Rechnung», sagt auch Hannes Genze. Er selbst sieht sich nicht als Medaillenkandidat, zählt aber weitere Namen auf. Das sind Marathon-Spezialisten wie Alban Lakata, Massimo de Bertolis, Leonardo Paez, Thomas Dietsch, sowie die Schweizer Urs Huber und Lukas Buchli.
Genze selbst hatte nach eigenen Aussagen bei der Trans-Schwarzwald lange Zeit Mühe. Erst auf der letzten Etappe sei es ihm gut gegangen. Das wiederum macht den Multivan-Merida-Biker, der mit seinem Schweizer Partner Andreas Kugler die Teamwertung dennoch souverän gewinnen konnte, zuversichtlich. «Wenn ich mich gut erhole, könnte es am Sonntag ganz gut laufen», meint er.
Genze glaubt indes, dass Stefan Sahm in die Top-Ten fahren kann. Sahm selbst zeigt sich nach dem Einzel-Sieg bei der Trans-Schwarzwald zuversichtlich. «Die WM ist mir wichtig, schon wegen dem Ausfall bei der Transalp und weil ich 2008 nicht fahren konnte. Ich will auf jeden Fall gut fahren», sagt Sahm. Wenn es sich ergibt, würde er aber auch seinen Bulls-Teamkollegen Thomas Dietsch unterstützen. Allerdings, so schätzt er, sei die Strecke so selektiv, dass sich schnell die Spreu vom Weizen trennt.
Tim Böhme (Freiburg), Torsten Marx und Christian Schneidawind könnten unter den besten 20 eine Rolle spielen, wenn sie gut in den Wettkampf finden.
Die Italiener schicken übrigens drei Sportler mit Straßenhintergrund ins Rennen. Mirko Celestino, Gilberto Simoni und Dario Cioni stehen auf der Meldeliste. Celestino hat nach dem Ende seiner Straßenkarriere einige Marathons bestritten, Simoni tat das in den vergangenen beiden Jahren auch und Cioni hat sogar seine Wurzeln auf dem Mountainbike.
Das Rennen der Herren startet am Sonntag um 10.30 Uhr. Die Damen fahren ab 10.45 Uhr um den Titel.