Florenz (dpa) - Nach seinem dritten Weltmeister-Titel im
Einzelzeitfahren erklärt Tony Martin seine Siegstrategie. Außerdem spricht der
28-Jährige im Interview über den Moment auf dem Podium, Zeitfahren als Kopfsache
und die vieldiskutierte Metamorphose zum Klassementfahrer.
Herr Martin, was ging Ihnen auf dem Siegerpodest durch den Kopf?
Tony Martin: Das war ein sehr emotionaler Moment. Du hast das ganze Jahr auf
diesen Tag hingearbeitet und dann fällt der ganze Druck von dir ab. Dieser Sieg
war das Highlight meiner Saison.
Kann man die drei Titelgewinne vergleichen?
Martin: Der erste Titel vor zwei Jahren in Kopenhagen war sicher der
schönste. Aber das heute kommt dem Gefühl von damals sehr nahe. Das war hier
vielleicht das schnellste Zeitfahren meiner Karriere.
Was zeichnet einen Spitzenzeitfahrer aus?
Martin: Zeitfahren geht nur über den Kopf. Du musst mental sehr stark sein
und den Schmerz lieben.
Welche Strategie hatten Sie sich für den Sieg zurechtgelegt?
Sicher war von Vorteil, dass ich 95 Prozent der Strecke von unserem Sieg im
Teamzeitfahren von Sonntag kannte. Vor der WM bin ich den Parcours dreimal
abgefahren. Im Rennen hatte ich immer die Zwischenzeiten im Verhältnis zu meinen
härtesten Konkurrenten Wiggins und Cancellara. So konnte ich mich an sie
ranrobben. Als ich mit 40 Sekunden Vorsprung aus der Altstadt kam, hatte ich die
letzten fünf Kilometer keine Schmerzen mehr und wusste, dass ich den Titel hole.
Bei der Tour hatten Sie und ihr Teamarzt erklärt, in Zukunft einen anderen
Rennfahrer-Typ aus sich machen zu wollen. Sie wollten mit weniger Gewicht das
Gesamtklassement großer Rundfahrten ins Visier nehmen - wann beginnt die
Metamorphose?
Das waren nur Gerüchte. Ich möchte darüber eigentlich nicht sprechen. Aber
ich will meine Zeitfahr-Fähigkeiten natürlich nicht hergeben. Mein ganz großes
nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele. Ich habe im Moment keine Optionen das
Gesamtklassement betreffend.
WM: Martin macht Titel-Hattrick im Zeitfahren perfekt
Zusammenfassung des Einzelzeitfahrens mit Martins Siegfahrt auf dem UCI-Youtube-Channel