Grimma (dpa) - Fabian Wegmann genoss seinen Triumph in vollen Zügen. Nach einer Aufholjagd und einem unwiderstehlichen Bergsprint ins Ziel gewann der Radprofi seinen dritten deutschen Meister-Titel auf der Straße.
Dank seines explosiven Antritts siegte der Freiburger vom Team Garmin-Barracuda in Grimma nach 201,4 Kilometern als Schnellster aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe vor dem Münsteraner Linus Gerdemann aus dem Stall Radioshack-Nissan und U23-Europameister Julian Kern aus Eichstetten.
«Es ist lange her, dass ich mein letztes Rennen gewonnen habe», sagte Wegmann, der zuletzt 2011 einen Sieg gefeiert hatte. «Darüber bin ich sehr glücklich und freue mich riesig. Ich habe am Schluss lange gewartet, weil ich wusste, dass ich der explosivere bin.» Für Wegmann war es der dritte Straßen-Titel nach 2007 und 2008.
Jens Voigt und die deutschen Olympia-Starter gingen auf dem selektiven 10,5-Kilometer-Rundkurs dagegen leer aus. Bester aus dem nominierten London-Team war Marcus Burghardt (BMC Racing) als Fünfter. Voigt belegte nach langer harter Arbeit in einer Ausreißergruppe den 17. Rang.
Dabei wollte er im Herbst seiner schillernden Karriere erstmals deutscher Meister werden. «Viele Jahre werden mir nicht mehr bleiben offensichtlich», sagte der 40 Jahre alte Rad-Star nach dem Einschreiben für den Meisterschaftsstart. Schon vor dem Rennen in Grimma war Voigt der Liebling der Anhänger. Bei Volksfeststimmung und bestem Sommerwetter standen seine Autogramme und Fotos mit ihm hoch ihm Kurs.
Voigt ging für sein ersehntes Meister-Trikot hohes Risiko und suchte früh seine Chance. Bereits in der zweiten von 19 Runden scharte der Routinier zehn weitere Fahrer um sich und fuhr mit seinen Begleitern flugs einen Vorsprung von einer Minute auf das Hauptfeld heraus. Am Ende fehlte dem gebürtigen Mecklenburger aber die Kraft. Die deutsche Meisterschaft war für Voigt die Generalprobe für seine 15. Tour de France, die am 2. Juli beginnt.
Wie Voigt fokussiert sich Tony Martin auf die bevorstehende Frankreich-Rundfahrt. Der überlegene Zeitfahr-Meister vom Freitag verzichtete auf den Start im Einzelrennen. «Ich gehe mit 95 Prozent in die Tour. Im Optimalfall kann ich mich da noch um drei, vier oder sogar fünf Prozent steigern», sagte Martin. Hauptaugenmerk liegt auf den Zeitfahren. So will er den Spagat zwischen Tour de France und Olympia meistern. In London ist der Weltmeister im Kampf gegen die Uhr am 1. August die große Hoffnung des deutschen Verbandes. Martin: «Ziel sind ganz klar die Medaillen. Ob ich wie vor der WM 2011 eine Ansage für Gold machen kann, werde ich von der Tour de France abhängig machen.»
Neben dem Wahl-Schweizer aus Kreuzlingen hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Marcus Burghardt (Venusberg), John Degenkolb (Erfurt), Bert Grabsch (Kreuzlingen/Schweiz), André Greipel (Rostock), Christian Knees (Bonn) und Marcel Sieberg (Castrop-Rauxel) vorläufig für Olympia benannt.
Das kleine Frauen-Team in London führt Judith Arndt an. Die Leipzigerin hatte nach dem Titel im Zeitfahren auch das Straßenrennen am Samstag vor Charlotte Becker (Berlin) gewonnen. «Es war ein schweres Rennen auf einem schweren Kurs. Charlotte war eine gute Begleiterin. Am Ende habe ich es allein versucht. Ich wollte es nicht wieder auf einen Spurt ankommen lassen», sagte Arndt. Neben der Doppel-Meisterin sollen Trixi Worrack aus Dissen sowie Ina-Yoko Teutenberg und Claudia Häusler in London fahren.