Köln (rad-net) - Der WDR wird in diesem Jahr nicht länger als zwei bis drei Minuten von dem Radklassiker Rund um Köln berichten. Stattdessen beschränke man sich auf eine kurze
Zusammenfassung der 100. Jubiläumsauflage in der «Aktuellen Stunde». Als Grund gab der Sender fehlende Produktionsmittel wegen der parallel stattfindenden Fußball-Europameisterschaft an.
«Wir haben dieses Jahr das Gespräch mit dem Veranstalter frühzeitig gesucht und erklärt, dass der Termin ein massives Problem darstellt, da er parallel zur EM ist. Wir haben dafür plädiert, den Termin nicht von Ostermontag in den Juni zu verschieben. Unsere Sportreporter sind komplett gebunden und können nicht von dem Radrennen berichten», erklärte der WDR auf Nachfrage von rad-net. Zudem sei der Zeitpunkt des Zieleinlaufs ein Problem. «Die Veranstalter konnten uns nicht den konkreten Zeitpunkt des Zieleinlaufs nennen. Das würde dann womöglich mit den Nachmittagsspiel der EM kollidieren, was mit Türkei gegen Kroatien auch ein relativ interessantes Spiel ist.»
Die Veranstalter von Rund um Köln um den Technischen Direktor Alexander Donike bestätigten zwar, dass man frühzeitig mit dem WDR gesprochen habe und dieser einen anderen Termin vorgeschlagen habe, erklärten aber auch, dass das Rennen im Vorjahr auf demselben Wochenende gelegen habe. «Eine Terminverschiebung war keine Option. Wir organisieren im Verbund mit zahlreichen Kommunen im Bergischen, dort sind in langen Verhandlungen die Termine bis 2019 abgestimmt worden. Desweiteren sind wir Teil des internationalen Radsportkalenders, da sind wir genausowenig in der Lage auf Zuruf zu verschieben wie jede andere
Großveranstaltung» erklärt Donike gegenüber rad-net. «Die bisher uns gegenüber getroffene Aussage, der WDR verfüge nicht über die erforderlichen Produktionsmittel wird jetzt durch eine andere Begründung ersetzt. Diese Erklärungen höre ich zum ersten Mal, richtig verstehen kann ich sie aber auch nicht. Die Kommentatoren, die Rund um Köln in den vergangenen Jahren immer sehr fachkundig und engagiert begleitet haben, sind meiner Kenntnis nach bisher beim Fußball nicht in Erscheinung getreten. Der Aussage, wir konnten den Zieleinlauf nicht genau terminieren, möchte ich entschieden widersprechen. Die Zeitpläne sind seit Ende Januar fest», so Donike.
Auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bedauert die Entscheidung des WDR. «Das ist natürlich keine gute Nachricht», sagt BDR-Vizepräsident Udo Sprenger. «Auch im Hinblick darauf, dass im nächsten Jahr die Tour de France in NRW gestartet wird, hätten wir uns schon etwas mehr Wohlwollen vorgestellt. Zudem wäre das Traditionsrennen mit der 100. Austragung auch nochmal eine tolle Werbung für den Radsport im Fernsehen. Dass alles 'König Fußball' untergeordnet wird, ist aus Sicht der Radsportler sehr schade.»
Rund um Köln, gelistet in der UCI-Kategorie 1.1, findet 2016 nach 108-jähriger Geschichte zum 100. Mal statt und ist damit das älteste noch gefahrene Profi-Radrennen Deutschlands. In diesem Jahr haben unter anderem Topstars wie André Greipel (Lotto-Soudal) und Mark Cavendish (Dimension Data) ihr Kommen angekündigt. Der Veranstalter erwartet nach eigenen Angaben bis zu 15.000 Zuschauer auf dem Rundkurs am Rheinauhafen und je nach Wetterlage bis zu 600.000 Zuschauern an der Rennstrecke in Köln
und im Bergischen Land. Beim parallel laufen Jedermannrennen starten in diesem Jahr über 4000 Teilnehmer.