Vitoria (dpa) - Pascal Ackermann wusste schon vor dem Start der Vuelta, was ihn in Spanien für ein Höllenritt erwartet. «So viele Berge bin ich im Leben noch nie gefahren», berichtete der 26 Jahre alte Top-Sprinter vom Team Bora-hansgrohe.
Das extrem anspruchsvolle Terrain und zahlreiche Hochgebirgsetappen machen dem vor allem in der Ebene starken Ackermann extrem zu schaffen. Doch die ganze Kletterqual mutet sich «Ackes» deshalb zu, weil er nach dem Ruhetag an diesem Montag bei ein paar wenigen Flachetappen darauf hofft, zuschlagen zu können.
«Wir haben vier Sprintetappen. Von daher können wir davon ausgehen, dass wir vier Chancen haben werden und die müssen wir nutzen», betonte Ackermann. Pech für die größte deutsche Sieghoffnung in Spanien ist, dass sich die geplanten Massenankünfte über die ganzen drei Wochen verteilen und die letzte erst zum Abschluss am 8. November in Madrid angesetzt ist. Das war beim Giro 2019 anders, da konnte Ackermann früh zwei Etappen gewinnen und mit dem neu gewonnenen Selbstvertrauen durchs italienische Hochgebirge fahren.
Dafür hat Ackermann von seinem bayerischen Rennstall Bora-hansgrohe diesmal gleich vier Helfer an die Seite bekommen, die für ihn nicht nur den Sprint im Flachen anfahren, sondern ihm auch die Qual über zahlreiche Bergpässe erträglicher machen sollen. «Damit sollten wir immer durchkommen, egal wie hart es wird. Deshalb bin ich sehr, sehr froh, dass sie alle dabei sind», sagte der Deutsche. Bei Regen, Wind und kaltem Wetter war die erste Woche schon ein Vorgeschmack, was das Feld bei dieser Vuelta noch erwartet.
Ackermanns Teamchef Ralph Denk hat großes Vertrauen in seinen Schützling. «Wir hoffen, dass er eine Etappe gewinnt. Da würden wir uns sehr freuen. Die größte Konkurrenz sehe ich in seinem früheren Teamkollegen Sam Bennett», sagte Denk der Deutschen Presse-Agentur vor dem Vuelta-Start. Tatsächlich hat der Ire Bennett die erste Sprintchance genutzt und schon eine Etappe gewonnen, Ackermann wurde Vierter.
Nach Ackermanns Giro-Debüt 2019 und seiner Vuelta-Premiere im Corona-Jahr 2020 ist klar, was in der kommenden Radsport-Saison folgen soll. Der Sprinter will erstmals zur Tour de France und auch beim größten Radrennen der Welt endlich Etappen gewinnen. Teamchef Denk hat dem Sprinter versprochen, in seiner Vertragslaufzeit bis Ende 2021 einmal bei der Tour an den Start zu gehen und ihm damit einen großen Kindheitstraum zu erfüllen.
Schon im vergangenen Dezember hatte Bora verkündet, dass Ackermann 2020 statt der schweren Tour die geeigneteren Rundfahrten Giro und Vuelta bestreiten solle. Nun wurden alle drei Rennen coronabedingt verschoben und die Vuelta durch einen Verzicht der Etappen in den Niederlanden viel schwerer als geplant. Neben der Tagessiegjagd in Spanien erwartet Ackermann diese Woche aber auch noch ein anderer wichtiger Termin: die Veröffentlichung der Tour-Strecke für 2021. Der Pfälzer wird hoffen, dass die Organisatoren ausreichend Flachetappen in den Kurs gebaut haben.