Amsterdam (dpa) - Hein Verbruggen hat die von Lance Armstrong erhobenen Anschuldigungen hinsichtlich einer Komplizenschaft bei der Doping-Vertuschung bestritten. Der ehemalige Präsident des Internationalen Radsportverbandes UCI stellte die Glaubwürdigkeit der gestürzten Radsport-Ikone infrage.
In einer SMS an den niederländischen TV-Sender NOS fragte der 72 Jahre alte Verbruggen: «Seit wann glaubt man Lance Armstrong? Seit er bei Oprah Winfrey sagte, dass er mit der UCI niemals etwas 'geregelt' habe? Oder seitdem er (gegen Bezahlung) Filme macht und Interviews gibt und dann mit saftigen Geschichten kommen muss?»
Verbruggen nannte den Ursprung der Anschuldigungen ein «Kortison-Fällchen». Armstrong war während der Tour 1999 viermal positiv auf Cortison getestet worden. Die UCI hatte die Nichtsanktionierung damit begründet, dass Armstrong ein Rezept für eine Wundsalbe wegen Sitzbeschwerden eingereicht habe.
Dazu hatte der entthronte Tour-Rekordsieger in einem Interview der «Daily Mail» erklärt: «Hein sagte nur: 'Das ist ein echtes Problem für mich, das ist der K.o.-Schlag für unseren Sport - ein Jahr nach Festina. So müssen wir uns etwas einfallen lassen.' Also haben wir das Rezept zurückdatiert». Vor 14 Jahren hatte Armstrong als geheilter Krebspatient ein Jahr nach dem Festina-Skandal seinen ersten von insgesamt sieben Tour-Erfolgen gefeiert.
Hein Verbruggen muss nun um seine Ehrenmitgliedschaft im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bangen. «Wir müssen mit ihm reden. Wenn die Vorwürfe zutreffen, muss er seine Mitgliedschaft niederlegen», sagte das norwegische IOC-Mitglied Gerhard Heiberg dem norwegischen Fernsehsender TV2. Er bekräftigte seine Aussage auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa: «Wenn wir im IOC null Toleranz gegen Doping predigen, müssen wir das auch leben».