Utrecht (rad-net) - Annemiek Van Vleuten wird in diesem Jahr weder am Giro d'Italia Donne noch bei La Course teilnehmen. Auf ihrer persönlichen Website verkündete die Fahrerin von Movistar nun, beide Rennen auszulassen und sich stattdessen ausschließlich auf die Wettbewerbe der Olympischen Spiele in Tokio konzentrieren zu wollen.
Van Vleuten hatte bereits vergangenen Freitag im Gespräch mit «Cyclingnews» verlauten lassen, noch unentschlossen über eine Teilnahme an den beiden größten Rennen des Frauenpelotons zu sein. Die Niederländerin gab dabei die Olympischen Spiele als größtes Saisonziel aus und ließ bereits anklingen, eine optimale Vorbereitung auf die beiden Wettbewerbe in Tokio der Teilnahme am Giro vorzuziehen. Dies setzte Van Vleuten jetzt mit der Ankündigung, ein weiteres Höhentraining in Spanien zu absolvieren, in die Tat um.
«Es schmerzt mich sehr nicht an dem Rennen teilzunehmen, weil es mein absolutes Lieblingsevent ist», erklärte die 38-Jährige mit Blick auf den Giro, den sie bereits 2018 und 2019 für sich entscheiden konnte. Eine Teilnahme an dem Rennen in diesem Jahr sei ihr aber trotzdem zu riskant, nachdem sie sich 2020 bei einem Sturz das Handgelenk brach und im Führungstrikot den Wettbewerb aufgeben musste: «In einem Rennen hat man einfach weniger Kontrolle über die Risiken. Außerdem bin ich überzeugt, dass man sich mit einem Trainingslager besser auf ein Zeitfahren vorbereiten kann als bei einem Straßenrennen. Außerdem hat man keine Kontrolle darüber, wie hart das Rennen ist, man muss viel reisen, man hat den Druck, eine Platzierung zu verteidigen und so ist es auch mental hart. Auf der anderen Seite kann ich mich im Trainingslager mental wieder aufladen.»
Die Entscheidung gegen ihre Teilnahme bei La Course begründete Van Vleuten hingegen mit dem kurzfristigen Datums- und Kurswechsel. Ursprünglich hatte das Rennen am 27. Juni parallel zur Etappe der Männer um die Mur de Bretagne stattfinden sollen, war aber vom Veranstalter ASO kürzlich auf den 26. Juni und nach Brest verlegt worden.
Van Vleuten war im Frühjahr sehr aktiv in die Saison gestartet, als sie mit ihrem neuen Team Movistar einen vollständigen Rennblock in Spanien absolvierte. Zurzeit befindet sich die Fahrerin im Höhentraining in Andorra, das sie am kommenden Wochenende aber für die nationalen Meisterschaften in den Niederlanden unterbrechen wird. Hier startet Van Vleuten am kommenden Mittwoch zunächst beim Zeitfahren, bevor am Sonntag darauf das Straßenrennen ansteht. Danach steht dann ein weiteres Höhentraining auf dem Programm, bevor sie schließlich nach Tokio reisen wird.
«Es ist schade, dass ich eine Zeit lang nicht mehr mit dem Team fahre, aber das war auch der Grund, warum ich den ganzen Block in Spanien mit dem Team gefahren bin. Ich habe dort kein einziges Rennen verpasst», berichtete Van Vleuten mit Blick auf die bisherige Saison und die kommenden Wochen nach den niederländischen Meisterschaften. Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie seien aber so viele Rennen verschoben worden, dass sie bereits ein volles Programm für die zweite Saisonhälfte mit der Mannschaft zusammengestellt habe.
Bei Olympia hofft die Niederländerin derweilen auf ihre erste Medaille, nachdem sie 2012 in London ihr Debüt gab und 2016 in Rio de Janeiro beim Straßenrennen stürzte, das sie bis dahin anführte. Dabei erklärte Van Vleuten jedoch jetzt, in Tokio nichts beweisen zu müssen: «Was ich besonders ärgerlich finde, ist, dass die Leute versuchen, mir zu sagen, dass ich mich in Tokio rächen muss, worauf meine Antwort ist, dass ich mich nicht rächen kann, weil es nicht auf der gleichen Strecke ist. Es sind völlig unterschiedliche Spiele und außerdem habe ich nicht das Bedürfnis, mich zu rächen.»