Drenthe (rad-net) - Lars van der Haar hat zum zweiten Mal den Europameistertitel im Cross gewonnen und damit zumindest für eine kleine Überraschung gesorgt. In einem spannenden Rennen setzte sich der Niederländer vor den beiden Belgiern Quinten Hermans und Michael Vanthourenhout durch.
Zu Beginn des Rennens sah es nicht unbedingt so aus, als könnte Van der Haar etwas gegen die belgische Übermacht ausrichten. Es hatte sich eine achtköpfige Spitzengruppe gebildet, in der er und der Franzose Joshua Dubau die einzigen Nicht-Belgier waren. Und die Belgier diktierten das Renngeschehen. Durch eine Tempoverschärfung von Toon Aerts teilte sich die Spitzengruppe - und Van der Haar fehlte zunächst. Stattdessen lagen Aerts, Hermans, Eli Iserbyt und Michael Vanthourenhout vorne, ehe Van der Haar in der dritten Runde wieder aufschloss.
Dann attackierte Vanthourenhout und und nur Aerts und Hermans konnten ihrem Landsmann folgen. Van der Haar und Iserbyt blieben zurück. Doch Titelverteidiger Iserbyt hatte offenbar nicht den besten Tag erwischt. Er konnte erst den Angriff seiner drei Teamkollegen nicht mitgehen und musste dann auch noch Van der Haar ziehen lassen, der sich alleine auf die Verfolgung des Spitzentrios machte.
Aus dieser Spitzengruppe setzte Hermans die nächste Attacke. Schnell hatte er circa zehn Sekunden Vorsprung, während Van der Haar allmählich den Anschluss zu den beiden Verfolgern herstellte. Dort konnte Aerts das Tempo bald nicht mehr mitgehen und schließlich hängte Van der Haar auch Vanthourenhout ab.
Mit der Tempoverschärfung kam Van der Haar auch wieder näher an Hermans heran, aber konnte noch nicht den Anschluss herstellen. Das gelang ihm erst eingangs der vorletzten von zehn Runden am Kopfsteinpflasterberg zum Ziel hinauf. Von da an war der 30-Jährige nicht mehr zu halten. Er setzte Hermans mit weiter hohem Tempo unter Druck und konnte seinen Kontrahenten schließlich abschütteln.
Mit 25 Sekunden Vorsprung feierte der ehemalige U23-Weltmeister seinen zweiten EM-Titel nach 2015. Vanthourenhout hatte seinen dritten Platz verteidigen können und wurde mit 54 Sekunden Rückstand Dritter.
«Ich kann es immer noch nicht glauben. Es ist wirklich bizarr», freute sich Van der Haar im Siegerinterview. «Es war ein hartes Rennen und damit habe ich genau das bekommen, was ich wollte. Ich habe mich wirklich gut gefühlt, aber dieser Kurs ist so untypisch und so hart. Das hat mir in die Karten gespielt.» Van der Haars letzter Sieg datiert vom Oktober 2019. Europameister war er 2015. «Ich konnte seit einigen Jahren nicht mehr viel gewinnen, also ist es wirklich schön, so einen Titel zu holen. Obwohl ich keine Ahnung habe, warum es jetzt funktioniert.»
Der Deutsche Meister Marcel Meisen belegte mit 4:30 Minuten Rückstand den 15. Platz und sorgte damit gemeinsam mit U23-Fahrerin Judith Krahl, die ebenfalls 15. wurde, für das beste deutsche Ergebnis.