Berlin (dpa) - Die vom Internationale Sportgerichtshof CAS im Vorjahr gegen Jan Ullrich rückwirkende Zwei-Jahres-Sperre wegen der Verbindungen des frühren T-Mobile-Profis zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes läuft am Donnerstag ab. Damit darf der 39-Jährige auch wieder in seinem Geburtsland wieder radeln. Dies bestätigte eine Sprecherin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Sportjuristisch gibt es wegen Verjährung keine Handhabe mehr gegen Ullrich, obwohl nach den Erhebungen einer französischen Senats-Kommission zu den Vorkommnissen der Tour 1998 klar ist, dass Ullrich nicht erst in den 2000er Jahren mit der Hilfe von Fuentes manipuliert hat. Es ist belegt, dass der gebürtige Rostocker ein Jahr nach seinem Toursieg 1997 mit EPO gedopt hat, genau wie der 1998 vor ihm platzierte, inzwischen verstorbene Toursieger Marco Pantani.
Anders als sein damaliger, ebenfalls durch den Senatsbericht überführter Teamkollege Erik Zabel legte Ullrich kein verspätetes Geständnis ab. Ebenso wie er einem Gespräch mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) aus dem Weg ging. «Wir hatten uns darum bemüht, aber er lehnte ab. Das ist der aktuelle Stand», sagte NADA-Sprecherin Eva Bunthoff am Dienstag. Ullrich verharrt weiter auf dem Stand vom Juni dieses Jahres, als er seiner ursprünglichen Einlassung, «mit Fuentes Kontakt gehabt zu haben» lediglich ein Detail hinzufügte. Er gab Manipulation mit Eigenblut ohne EPO-Anreicherung zu.
Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger ist seit 2007 kein Profi mehr und dem Metier nur noch als Radler für wohltätige Zwecke verbunden. Dass sich das von Donnerstag an ändern könnte, ist wenig wahrscheinlich. Ullrich im Management eines Profiteams? Schwer vorstellbar. Zurzeit bereitet er sich intensiv auf den Ötztal-Marathon an diesem Sonntag im österreichischen Sölden vor.
Dem auf Schweizer Seite am Bodensee lebenden Ullrich war der Auftritt vor breiter Öffentlichkeit nie wichtig, teilweise sogar ein Greuel. Der Familienvater tröstet sich damit, dass er in Kreisen der Hobbyradler und vieler Fans von seinem Glanz wenig verloren hat. In Sölden ist er stets umschwärmter Hahn im Korb. An einer Beschäftigung im Profibereich hat er nach früherer Auskunft seines Beraters Falk Nier «keinerlei Interesse». Daran wird sich wohl auch nach Ablauf seiner Sperre vorerst nichts ändern.