Miami (dpa) - Jan Ullrich fühlte sich «an den Pranger gestellt» und habe sehr gelitten. So bewertete der einzige deutsche Tour-de-France-Gewinner in Miami (USA) in einem Interview mit dem Internetportal «Cyclingnews» das Ende seiner Radsport-Karriere vor dem Hintergrund des Doping-Falls Fuentes.
Mit dieser Affäre, in die Ullrich auch verwickelt war, und über die er stolperte, wären andere betroffene Länder entspannter umgegangen, meinte der 2007 zurückgetretene Radprofi. «Verschiedene Nationen waren involviert. Die Spanier sind damit relaxter umgegangen als die Deutschen. Ich wurde an den Pranger gestellt und habe sehr gelitten», sagte der inzwischen 37-jährige Ullrich, der im Moment an mehreren Wohltätigkeitsrennen in den USA teilnimmt. Nach wie vor bestreitet er Doping explizit und beharrt auf dem Standpunkt: «Ich habe nie jemanden betrogen».
Vor Wochen stellte sein neuer Sprecher Falk Nier ein mögliches Geständnis vage in Aussicht, für den Fall, dass der laufende Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS zu Ullrichs Gunsten enden könnte. Bis 30. November muss der CAS entscheiden, ob der Schweizer Verband als früherer Lizenzgeber für Ullrich gegen den gebürtigen Rostocker vor dem Hintergrund der Fuentes-Affäre weiter ermitteln muss. Die Schweizer erkannten für sich keine «Disziplinargewalt». Ullrich, hofft, dass der Fall zu den Akten gelegt wird und er eine Art Schlussstich unter seine Laufbahn ziehen kann.
Der Ex-Profi hätte sich gewünscht, dass seine Laufbahn «anders endet». Nach dem ersten Rücktritt seines ständigen Tour-Bezwingers Lance Armstrong sei er 2006 als großer Favorit und in «einer außergewöhnlichen Form» zur Tour gefahren. Aber sein Team hatte ihn unmittelbar vor dem Start gestoppt und suspendiert, nachdem sich der Verdacht der illegalen Zusammenarbeit mit Fuentes erhärtet hatte.
Im Anschluss daran hatte ihm die Staatsanwaltschaft Bonn, mit der er sich nach Zahlung von 250 000 Euro auf die Einstellung des Verfahrens geeinigt hatte, eine Kooperation mit Fuentes nachgewiesen. «Wir lernen aus unseren Fehlern und im Rückblick bedauerst du sie immer», sagte der ehemalige Telekom- und T-Mobile-Star, der sein erzwungenes Karriere-Aus «jetzt mit ein bisschen Abstand» betrachte.