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03.04.2009 16:22
U-Haft für Matschiner - weitere Festnahmen

Wien (dpa) - Der erste Drahtzieher der Wiener Dopingaffäre sitzt hinter Gittern, doch die befürchtete Enthüllungslawine im österreichischen Spitzensport ist vorerst noch nicht ins Rollen gekommen.

Während die Staatsanwaltschaft die vorläufige Festnahme von fünf weiteren Beschuldigten bekanntgab, musste der Sportmanager Stefan Matschiner in Untersuchungshaft. Dem ehemaligen Leichtathleten und früheren Betreuer des doping-geständigen Radprofis Bernhard Kohl wird eine zentrale Rolle in der Affäre um den illegalen Handel mit Doping-Mitteln zugeschrieben. »Ich glaube, er wird seine Verantwortung anpassen», sagte Matschiners Anwalt Franz Essl der Nachrichtenagentur APA vor einer weiteren Vernehmung.

Betroffen ist vor allem der Hobby- und Breitensport. «Hier konnte eine kriminelle Struktur von der Produktion über Lieferanten und Zwischenhändler bis hin zum Konsumenten zerschlagen werden», sagte Gerhard Jarosch, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien. Gerald Tatzgern, der Sprecher des Bundeskriminalamts (BK), machte deutlich: «In diesem Bereich sind weitere Festnahmen nicht auszuschließen.» Ob sich über die bislang genannten Personen hinaus weitere ehemalige oder aktive Profi-Sportler im Visier der Ermittler befinden, ist unklar. Tatzgern: «Dazu sage ich derzeit gar nichts.»

Bei Matschiner bestehe Verdunklungsgefahr, hieß es. Der 33-Jährige werde voraussichtlich die nächsten zwei Wochen in U-Haft bleiben. Er soll unter anderen den früheren Gerolsteiner-Profi Kohl und der ebenfalls wegen Dopings gesperrten Triathletin Lisa Hütthaler beim Blutdoping geholfen und die dafür nötigen Geräte zur Verfügung gestellt haben.

Die derweil festgenommenen Beschuldigten stammen allerdings nicht aus dem Spitzensport, sondern überwiegend aus dem Fitness- und Kraftsportbereich, sagte Staatsanwalt Gerhard Jarosch. Sie seien seit Jahresbeginn in vier österreichischen Bundesländern festgenommen worden. Ihnen wird der gewerbsmäßige Handel mit Drogen vorgeworfen, der nach dem neuen österreichischen Anti-Doping-Gesetz mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Bei Hausdurchsuchungen seien Präparate im Wert von etwa 200 000 Euro beschlagnahmt worden. Die «Soko Doping» konnte bisher rund 70 Abnehmer der Doping-Mittel ausfindig machen.

Obwohl vorerst nur zwei Leistungssportler - Kohl und Hütthaler - namentlich im Fokus sind, blicken die deutschen Aufklärer mit Argusaugen ins Nachbarland: Auch Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier (Freiburg) verfolgt die Vorgänge in Wien aufmerksam. Der Jurist ist federführend bei der Aufklärung der Doping-Untersuchungen rund um die Universitätsklinik Freiburg. «Wir müssen jetzt erst mal schauen, ob mögliche neue Erkenntnisse da sind. Wir wollen die Akte noch nicht zuklappen. Ich denke, dass das BKA da nachforschen wird. Wir prüfen schlichtweg, ob es irgendwelche Querverbindungen zum Freiburger Raum gibt», sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Wir sind natürlich keine Behörde, die ermitteln kann oder ein Auskunftsrecht hat - schon gar nicht in Österreich. Aber wir haben engen Kontakt zur österreichischen NADA», sagte Ulrike Spitz von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) in Bonn.» Wenn die österreichische NADA «Kenntnisse hat, die den Sport in Deutschland betreffen, dann würde sie uns das umgehend mitteilen».

In den vergangenen Wochen hatten Drogenfahnder der im Januar eingesetzten Wiener «Soko Doping» unter anderen den ehemaligen österreichischen Skilanglauftrainer Walter Mayer, den Radprofi Christoph K. sowie einen Wiener Apotheker festgenommen. K., der weitgehend geständig sein soll, sowie der Apotheker wurden inzwischen auf freien Fuß gesetzt. Kohl hatte in dieser Woche Matschiner schwer belastet. Insgesamt dreimal habe er in den Räumen der Wiener Firma Humanplasma Transfusionen erhalten.

Humanplasma teilte inzwischen mit, dass man wegen der Anschuldigungen eine interne Untersuchung eingeleitet habe. Erst Anfang März hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen zwei Ärzte, von denen einer als Berater für Humanplasma arbeitete, eingestellt. Nach den jüngsten Beschuldigungen scheinen neue Ermittlungen möglich.


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