Bourg-Saint-Maurice (dpa) - Die Tour de France erlebt wieder einmal ein kleines «Radsport-Wunder»: Aus dem gelernten Bahnfahrer und Zeitfahr-Spezialisten Bradley Wiggins ist ein ernsthafter Kandidat für das Podest in Paris geworden.
«Radikale Gewichtsreduzierung von sechs Kilogramm» sei die Erklärung für die Wandlung vom Spezialisten zum Klassementsfahrer, sagte Wiggins, der vom designierten Tour-Sieger Alberto Contador sogar «zusammen mit Andy Schleck» in die Liga der «Haupt-Konkurrenten» hochgelobt wurde.
«Dass er gewisse Qualitäten hat, ist ja nicht unbekannt, immerhin ist er Olympiasieger. Er galt zwar bisher nicht als ausgemachter Berg-Spezialist - vielleicht hat er sein Training umgestellt», versuchte Linus Gerdemann den erstaunlichen Aufstieg des zweifachen Goldmedaillengewinners in der Bahn-Verfolgung zu erklären. Contadors Leistungs-Explosion in den Alpen hielt Wiggins mit nur 1:06 Minuten Rückstand in Verbier Stand. Nach dem zweiten Ruhetag war der kühle Brite Dritter im Gesamtklassement 1:46 hinter dem Mann in Gelb.
Im Alter von 29 Jahren vollzog der Vertreter der seit Jahren vor allem auf der Bahn tonangebenden «britischen Schule» einen erstaunlichen Wandel. «Beim Tour-Start in Monaco habe ich gesagt, ich will unter die Top-20 und viele haben gedacht, das ist unrealistisch. Diese günstige Konstellation wie jetzt kommt vielleicht nie wieder. Mein Ziel ist es, Paris mit dem bestmöglichen Resultat zu erreichen. Ich vergesse alles, was die Leute über mich sagen oder von mir erwartet haben», erklärte Wiggins, dessen US-Team Garmin sich wie einst Lance Armstrong in Gerona/Spanien ansiedelte.
Seine Gala-Auftritte werden aber nicht überall ohne Misstrauen registriert. «Man kann nur hoffen, dass die UCI und die WADA genau hingucken», wurde ein Sportlicher Teamleiter, der nicht genannt werden möchte, in «sport.ard.de» zitiert.