Berlin (dpa) - Für seinen Teamchef Ralph Denk ist Maximilian Schachmann bereits «ein ganz Großer» - und trotzdem findet die Tour de France ohne den derzeit besten deutschen Radprofi statt.
«Natürlich wäre ich gerne die Schleife durch Frankreich gefahren, aber mit dem Team zusammen haben wir entschieden, dass es dieses Jahr mehr Sinn macht, sich auf die Olympischen Spiele, die Vuelta und die Eintagesrennen am Ende des Jahres zu konzentrieren», sagte der Berliner der Deutschen Presse-Agentur.
So gehen den deutschen Radsport-Fans beim Highlight in Frankreich die Protagonisten aus. Denn neben Schachmann ist auch Emanuel Buchmann, der Tour-Vierte von 2019, nicht dabei. Weil die Strecke dieses Jahr weniger anspruchsvoll ist, fährt der Kletterspezialist den Giro d'Italia im Mai. Und ob Sprint-Ass Pascal Ackermann endlich zum Tour-Debüt kommt, ist eher fraglich. «Bei Pascal waren wir nicht zufrieden, wie es gelaufen ist», sagte Denk der dpa mit Blick auf das bescheidene Frühjahr des Pfälzers (kein Sieg, vier dritte Plätze).
Dass die deutsche Note bei der Tour womöglich zu kurz kommt, ist sich Denk bewusst. «Ich kann nicht bei der Tour-Aufstellung der deutschen Öffentlichkeit gerecht werden. Ich muss den Fähigkeiten der Rennfahrer gerecht werden», erklärte Denk und fügte hinzu: «Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.» So ruhen die Hoffnungen insbesondere auf Youngster Lennard Kämna, im Vorjahr bereits Tour-Etappensieger.
Auf die Fähigkeiten von Schachmann konnte sich das Bora-hansgrohe-Team in dieser Saison jedenfalls wieder verlassen. Wie im Vorjahr gewann er die Traditionsrundfahrt Paris-Nizza, wurde beim schweren Amstel Gold Race am vergangenen Wochenende Dritter und bewies auch beim Flèche Wallonne, dass er mit den Besten mithalten kann. Entsprechend zuversichtlich geht der 27-Jährige in den schweren Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich über 259,1 Kilometer durch die Ardennen am Sonntag, wenn er wieder auf die Stars um den französischen Weltmeister Julian Alaphilippe oder den Tour-Zweiten Primoz Roglic (Slowenien) trifft. «Die Karten werden neu gemischt. Es wird keine leichte Aufgabe, aber wenn alles passt, ist alles möglich», sagte Schachmann.
2019 war Schachmann bereits Dritter bei «La Doyenne», dem ältesten Eintagesrennen der Welt. Einen deutschen Sieger gab es aber seit Didi Thurau vor 42 Jahren nicht mehr. «Ich bin in Reichweite. Sonntag ist ein neuer Tag, ein neues Rennen, eine neue Strecke, die deutlich anders ist», sagte Schachmann, der am Mittwoch beim Flèche Wallonne die Mauer von Huy als Zehnter hinaufgeklettert war.
Ein Erfolg würde auch seinem Bora-Team guttun. Drei Siege im Jahr 2021 sind nicht das, was sich die Mannschaft erhofft hat. «Wenn nicht noch ein Sieg kommt am Sonntag, können wir mit dem Frühjahr nicht ganz zufrieden sein», sagte Denk. «Es waren aber schon sehr, sehr fordernde Wochen und wir waren nicht immer auf Augenhöhe des Glücks.» Ein schwerer Trainingsunfall mit acht verletzten Fahrern, die Corona-Erkrankung von Superstar Peter Sagan und die plötzliche Quarantäne für die Mannschaft vor der Flandern-Rundfahrt seien nicht hilfreich gewesen.