Hamburg (dpa) - Bei der Tour de France 2009 gab es keine positiven Proben, doch fünf Tage nach dem Ende auf den Champs-Élysées in Paris ist die Frankreich-Rundfahrt mit dem Thema Doping konfrontiert worden.
Der Spanier Mikel Astarloza, der am 21. Juli die Bergankunft in Bourg-Saint-Maurice auf der 16. Etappe für sich entschieden hatte, ist vom Radsport-Weltverband wegen Dopingverdachts mit sofortiger Wirkung vorläufig gesperrt worden. Dem 29-Jährigen wurde nach Angaben der UCI vom 31. Juli bei einer Trainingskontrolle am 26. Juni und damit acht Tage vor Beginn der Tour die Einnahme des Blutdopingmittels EPO nachgewiesen. Astarloza hatte die Tour als Elfter mit 14 Minuten und 44 Sekunden Rückstand auf seinen Landsmann, Gesamtsieger Alberto Contador vom Team Astana, beendet.
Der Weltverband war am Vortag vom Laboratorium der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Madrid von der positiven A-Probe Astarlozas informiert worden. Dem Fahrer vom Team Euskaltel-Euskadi droht nun die Streichung aus den Ergebnislisten. Es wird damit gerechnet, dass Astarloza die Öffnung der B-Probe beantragt. Der größte internationale Erfolg des Spaniers war 2003 der Gewinn der Tour Down Under in Australien.
Der wegen seiner enormen Leistungssteigerung in den Bergen unter Verdacht geratene Gesamt-Vierte Bradley Wiggins setzte unterdessen seine Ankündigung in die Tat um und veröffentlichte einige seiner Blutwerte. Sein Team Garmin verschickte drei Tabellen mit den Werten für die Hämoglobinkonzentration und den statistisch ermittelten «Off Score Wert». Die Tabellen umfassen die Zeiträume der Saison 2008, der Vorbereitungsphase der Tour 2009 und die Frankreich- Rundfahrt selbst. Bei allen Werten liege der ehemalige Bahnrad-Fahrer deutlich unter den früheren Grenzwerten der UCI.
«Auf den ersten Blick schaut das sehr normal aus», erklärte der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel der dpa. «Schwankungen sind mit Wettkampfbelastungen zu erklären. Da hat man bei bestimmten Radsportlern und Triathleten schon ganz andere Zahlen gesehen.»
Allerdings räumte der Biochemiker vom Nürnberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung ein, man kenne die Umstände nicht, unter denen die Werte zustande kamen. Unter anderem «wäre es hilfreich, auch die Angaben über die Retikulozyten zu erhalten», sagte Sörgel. Die Information über die Anzahl der jungen roten Blutkörperchen veröffentlichte das Team Garmin nicht.
Als Konsequenz aus den Dopingfällen bei der Tour 2008 hat die UCI die Dopingsperre des Italieners Riccardo Riccò verlängert und ausgeweitet. Der 25 Jahre alte Bergspezialist wurde bis zum 17. Juli 2010 gesperrt. Riccò war während der Frankreich-Rundfahrt vor einem Jahr positiv auf CERA getestet und von der französischen Anti-Doping- Agentur AFLD für zwei Jahre gesperrt worden. Dieselbe Strafe sprach auch das Italienische Olympische Komitee CONI aus, wogegen Riccò beim Internationalen Sportschiedsgerichtshof CAS klagte. Der Radprofi erreichte dort eine Reduzierung seiner Sperre auf 20 Monate.
Nach jenem Urteil des CAS hätte Riccò am 18. März 2010 und damit vor Beginn des Giro d'Italia wieder Rennen bestreiten können. Dieser Möglichkeit hat die UCI nun einen Riegel vorgeschoben. Der Weltverband weitete die Sperre zudem auf alle internationalen Rennen aus - die ursprünglich von der AFLD ausgesprochene Sperre galt nur für Rennen in Frankreich. Riccò kann nun erneut vor dem CAS Berufung einlegen.