Doha (rad-net) - Tony Martin hat sich den Titel im Einzelzeitfahren zurückgeholt. Bei den Weltmeisterschaften in Katar dominierte er den Kampf gegen die Uhr und gewann in 44:42 Minuten mit 45 Sekunden Vorsprung auf Titelverteidiger Vasil Kiriyenka (Weißrussland) und 1:10 Minuten vor Jonathan Castroviejo (Spanien). Der zweite deutsche Starter, Jasha Sütterlin belegte den 33. Platz (+3:26).
«Es ist unglaublich. Jeder wusste, dass mein Jahr bis letzten Sonntag nicht so gut war. Hier jetzt Weltmeister zu werden, ist unglaublich. Das macht alles vergessen, was diese Saison war. Daraus ziehe auch eine Menge Motivation für nächstes Jahr», freute sich Martin im ersten Siegerinterview. «Der Kurs war wie für mich gemacht. Das einzige, wovor ich Angst hatte, war die Hitze. Aber ich hatte mich zu Hause gut darauf vorbereitet und war auch stark im Kopf. Ich war nicht der Favorit und hatte keinen Druck. Ich hatte einfach Spaß auf der Strecke. Vom Start weg hatte ich die beste Zeit. Es war ein perfektes Rennen und ich hatte bis zum Schluss eine Menge Moral», so Martin weiter.
Zunächst hielt der Ire Ryan Mullen lange die Bestzeit mit 46:04 Minuten für die 40 flachen Kilometer. Erst Maciej Bodnar (Polen) konnte Mullen, der schließlich Fünfter wurde, an der Spitze ablösen. Aber Bodnars Zeit wurde auch direkt von dem unmittelbar nach ihm gestarteten Castroviejo um fünf Sekunden unterboten. Schließlich waren auch noch Martin und Kiriyenka schneller.
Zuletzt war Tony Martin 2013 Weltmeister im Zeitfahren, nachdem er den Titel drei Jahre in Folge gewonnen hatte, mit dem vierten Sieg konnte er nun zum bisherigen Rekordsieger Fabian Cancellara aufschließen, der nach dem Olympischen Spielen in Rio seine Karriere beendet hatte. «Ich zähle nicht die Siege. Im Moment bin ich einfach stolz, dass ich das Trikot nächstes Jahr tragen kann. Ich habe es vermisst», so Martin.
Nachdem er 2014 noch Vizeweltmeister im Zeitfahren werden konnte, lief es 2015 nicht rund für ihn und es sprang nur ein für ihn enttäuschender siebter Platz heraus. Auch mit Rang zwölf in Rio blieb Martin hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. «Wer mich kennt, der weiß, dass ich sehr, sehr hart für meine Erfolge arbeite. Es nagt extrem an mir, wenn ich die Ziele, die ich mir gesetzt habe, nicht erreichen kann. In meinem Inneren wusste ich, dass ich Weltmeister werden kann. Dass ich das umsetzen konnte, macht mich stolz auf mich selbst und gibt hoffentlich auch den Leuten was zurück, die mit mir das ganze Jahr gearbeitet haben.»
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) beendete die Zeitfahr-Wettbewerbe mit insgesamt drei Medaillen. Bei den U23-Männern hatten Marco Mathis und Maximilian Schachmann für einen Doppelerfolg gesorgt. Am Donnerstag beginnen die Straßenrennen, Höhepunkt ist das Männer-Rennen am Sonntag. Dort hofft das deutsche Team auf den ersten Titel seit dem Triumph von Rudi Altig vor 50 Jahren. Tony Martin will dann den deutschen Sprintern Marcel Kittel, André Greipel oder John Degenkolb zum Sieg verhelfen. «Ich möchte das Rennen am Sonntag noch gut gestalten und kann dann beruhigt in den Urlaub gehen.»
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