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Thomas de Gendt ist als starker Ausreißer bekannt. Foto: Lotto-Soudal
30.10.2020 13:40
Thomas De Gendt veröffentlicht intime und sensible Autobiographie

Sint-Niklaas (rad-net) - Der belgische Radprofi Thomas de Gendt hat am Mittwoch seine Autobiographie «Solo» vorgestellt. In seiner intimen Erzählung, die der 33-Jährige gemeinsam mit Jonas Heyerick, Herausgeber des «Bahamontes Magazin» verfasst hat, beschäftigt sich der Fahrer mit seiner erfolgreichen Karriere. Mit der Beschreibung seiner Depression 2017 legt der Fahrer aber auch einen Fokus auf die Schattenseiten des Erfolgs.

«Die Menschen kennen mich als angenehmen und lustigen Kerl, aber natürlich ist das nicht immer so. Ich wollte einfach auch von der anderen Seite erzählen. Dadurch ist das Buch sehr persönlich geworden», berichtete De Gendt «Sporza» nach der Vorstellung seines Werkes in den belgischen Medien. Er habe alle Ordner seiner Ehefrau Evelyn durchgeschaut, in denen sie Artikel über ihn gesammelt habe, sowie Alben aus seiner Kindheit angesehen: «Es war schon überraschend, wie viele Geschichten und Anekdoten damit wieder hochkamen.»

Neben den schönen und glücklichen Momenten erinnert sich der Belgier aber auch intensiv an eine schwierige Zeit 2017, in der er mit Depressionen zu kämpfen hatte. Damals habe er anfangs alles schwarz und negativ gesehen – besonders seine Ehe –, erzählte De Gendt im Interview mit «Het Nieuwsblad». In seinem Buch beschreibt er, wie er sich «wie ein Eindringling im eigenen Haus» vorkam: «Als Fahrer ist man viel von zu Hause fort. Man kann so viele Videoanrufe machen, wie man möchte, aber man verpasst trotzdem eine ganze Menge (…) Das war ein wirklicher Kampf. Meine Familie musste sich an mich gewöhnen und ich mich an sie. Unsere Unfähigkeit einander zu verstehen wuchs immer weiter. Am Ende war ich froh, wenn ich wieder abreisen konnte.»

Im Trainingscamp in Calpe 2017 seien die persönlichen Probleme dann hochgekocht. «Ich kam die Treppe herunter, um mein Rad aus der Garage zu holen, aber ich bin am Fuß der Treppe zusammengebrochen. Ich habe eine halbe Stunde dort gesessen und geweint wie ein kleines Kind», beschreibt De Gendt den Moment in «Solo». Zwar konnte der Fahrer in der Saison damals auch Erfolge verbuchen, darunter einen Etappensieg bei der Vuelta a España, doch die Euphorie des Sieges ersetze das wahrhaftige Glück nicht, berichtet er weiter. Er habe damals einfach die Fassade bewahrt. Letztendlich erzählt der Fahrer in seiner Autobiographie, wie er es geschafft hat, ohne professionelle Hilfe aus dem «schwarzen Loch» herauszufinden: «Irgendwie hat es klick gemacht und ich habe angefangen, daran zu arbeiten. Das Positive zu sehen und an meiner Ehe zu arbeiten, was wir eine lange Zeit nicht getan hatten.»

Die Corona-Pandemie thematisiert De Gendt in dieser Hinsicht ebenfalls. Der Lockdown sei eine positive familiäre Erfahrung gewesen, die er mit seiner Frau gemeistert habe: «Ich habe lange mit Evelyn beraten, ob ich das, was passiert ist, in mein Buch bringen sollte. Aber da diese Probleme kein Teil unseres Lebens mehr sind, fanden wir es okay. Wir sind wieder glücklich.»

Im November wird der Fahrer 34 Jahre alt und er gab zu, während des Lockdowns und der Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern über ein Karriereende nachgedacht zu haben: «Das war zum Ende meines Vertrags und die Gespräche mit meinem Team waren schwierig, deshalb habe ich wirklich über das Ende nachgedacht.» Mit seiner Vertragsverlängerung um zwei Jahre, seien diese Gedanken nun aber vom Tisch und er freue sich auf die Rennen der nächsten Saison.

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