Autun (dpa) - Der in der Schweiz lebende deutsche Radprofi Jan Ullrich fühlt sich von seinen Landsleuten an den Pranger gestellt.
«Nein, ich bin nicht selbstherrlich», Geld spiele nicht die Hauptrolle in seinem Leben, erklärte der des Dopings verdächtigte Tour-Sieger von 1997 der französischen Sportzeitung «L'Equipe». «Das hat auch schon alle Welt jenseits der deutschen Grenzen verstanden», schrieb Ullrich in einem Beitrag für das Blatt. Der ehemalige Radstar reagierte damit auf die Kritik aus Deutschland auf seine Äußerungen in «L'Equipe» vom Vortag.
«Ich weiß, dass ich auch in Frankreich als wahrer Champion angesehen werde. Es wird später noch Zeit geben, mich zu äußern, zu alldem, was geschehen ist», schrieb Ullrich. Dem Vernehmen nach plant er demnächst die Veröffentlichung eines Buches. «Die Tour de France ist zu wichtig, um sie mit diesen Geschichten jetzt zu belasten. Man muss die Fahrer respektieren, die auf dem Rad leiden», schrieb Ullrich in seiner knapp 25 Zeilen langen Erwiderung.
Ullrich reagierte auf eine angebliche Fehlinterpretation. Das auf Deutsch geführte Gespräch hatte «L'Equipe» übersetzt. Deutsche Medien hatten daraus längere Passagen zitiert. «Seit zwei Tagen versucht man, mich in meinem Heimatland als jemanden darzustellen, der ich nicht bin», schrieb Ullrich. «Mein Glück hat nichts mit Geld zu tun. Mein Glück hat mit meiner Frau, meiner Tochter und dem Baby, das wir erwarten, zu tun», betonte Ullrich.
Dem 33-Jährigen, der im Februar zurückgetreten war, drohen zwei Zivilprozesse wegen Betrugs und Falschaussage. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) prüft, ob Ullrich die Goldmedaille von Sydney aberkannt wird. Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte mit einem DNA-Test nachgewiesen, dass beim mutmaßlichen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes gelagertes Blut eindeutig Ullrich zuzuordnen ist. Dessen langjähriger Betreuer Rudy Pevenage hat inzwischen Kontakte zu Fuentes eingeräumt.