Le Puy-en-Velay (dpa) - Jan Ullrichs T-Mobile-Team hat durch den Etappensieg von Edelhelfer Giuseppe Guerini den Sieg in der Mannschafts-Wertung so gut wie sicher.
Vor dem letzten großen Dreikampf der 92. Tour de France zwischen Lance Armstrong, Jan Ullrich und Ivan Basso beim Zeitfahren am vorletzten Tour-Tag hielten sich die Topfahrer zurück und überließen der zweiten Garde das Feld. Der 35-jährige Guerini sicherte nach Alexander Winokurow den zweiten diesjährigen Etappenerfolg für das Bonner Team und damit wohl endgültig Platz eins im Klassement der Teams als Trostpflaster.
Auf der 19. und drittletzten Mini-Etappe zwischen Issoire und Le Puy-en-Velay bestimmten über 153,5 Kilometer Ausreißer das Geschehen. Der Italiener aus dem Ullrich-Team, der 1999 die Etappe nach L'Alpe d'Huez gewann, überraschte seine drei Mitfahrer in der vierköpfigen Ausreißergruppe mit einem Antritt 1200 Meter vor dem Ziel und siegte im Alleingang 3:50 Minuten vor dem Hauptfeld mit allen Favoriten. «Das ist grandios für Giuseppe und gut für unser Team», freute sich Ullrich nach der Etappe.
Einen Tag vor dem 55,5 Kilometer langen Einzelzeitfahren in St. Etienne taten sich Armstrong, Ullrich und Co. anders als am Vortag auch am kleinen Schlussanstieg nach Le Puy nicht mehr weh. Am Samstag hat der T-Mobile-Kapitän zwei große Ziele: Zum einen will er auf alle Fälle den 2:12 Minuten vor ihm liegenden Dänen Mickael Rasmussen noch vom dritten Platz verdrängen, zum anderen träumt er von einem Prestigeerfolg gegen seinen Dauerbezwinger Armstrong, den er in einem Tour-Zeitfahren nur einmal bezwang: 2003 in Cap Découverte.
Allerdings fehlt dem mutmaßlich siebenfachen Tour-Triumphator Armstrong in diesem Jahr noch ein Etappensieg als Sahnehäubchen. Deshalb wird der 33-jährige Texaner 24 Stunden vor seinem im April verkündeten Karriere-Ende nach der letzten Tour-Etappe alles daransetzten, um mit einem Paukenschlag abzutreten. «Jan ist am Samstag der große Favorit», sagte Armstrong und schob die Bürde von sich, kündigte aber an, «alles zu geben». Armstrong: «Das wird ein großer Tag.»
«Ich werde um jede Sekunde kämpfen. Der Rücken tut zwar nach meinem Sturz noch weh, aber ich werde alles versuchen», sagte Ullrich, der Rasmussen beim ersten Zeitfahren über 19 Kilometer auf die Atlantikinsel Noirmoutier 2:06 Minuten abgenommen hatte, obwohl er durch seinen Trainingssturz am Vortag erheblich gehandicapt war. Seinen sechsten Toursieg hatte Armstrong 2004 mit sechs Etappensiegen untermauert.
Chancen auf Rang zwei in Paris dürften für Ullrich illusorisch sein, weil der 3:12 Minuten vor ihm liegende Basso enorme Fortschritte im Kampf gegen die Uhr gemacht hat. Der starke Bergfahrer aus Italien gewann das zweite Zeitfahren beim diesjährigen Giro d'Italia in Turin und zählt zu den Mitfavoriten. Dagegen hat Ullrich an St. Etienne beste Erinnerungen: Im Jahr seines Toursiegs gewann der dort 1997 den Kampf gegen die Uhr vor dem Franzosen Richard Virenque.