Arnavutköy (rad-net) - Beim Salcano MTB Cup im türkischen Arnavutköy hat Martin Gluth (Novus-OMX) zum ersten Mal in seiner Karriere ein Rennen der HC-Kategorie gewonnen. Der Freiburger siegte vor dem Russen Anton Sintsov und Karl Markt (Haibike-Ötztal). Bei den Damen stand Olympia-Silbermedaillengewinnerin Maja Wloszczowska (Kross Racing) ganz oben auf dem Podest.
Auf einem Kurs, der bis auf einen Anstieg und einer Abfahrt nur aus
Flachpassagen bestand, bildete sich eine dreiköpfige Spitzengruppe. Karl Markt diktierte weitgehend das Geschehen, doch er wurde Anton Sintsov und Martin Gluth nicht los.
Auch nicht mit einer Attacke in der neunten von zehn Runden am einzigen, gut drei Minuten langen Anstieg. «Das hat richtig weh getan», gestand Martin Gluth später. Im letzten Anstieg fuhr er wieder mit Vollgas nach oben, doch seine beiden Konkurrenten ließen sich nicht abhängen. Im Gegenteil. Oben zog der Olympia-Zwölfte Sintsov noch über die Kuppe und bevor in den Singletrail ging, verhakte sich das Trio kurz, so dass sie mit Dornenhecken Bekanntschaft machten. Karl Markt kostete das ein paar Meter, entscheidende Meter. «Ich bin ein gutes
Rennen gefahren, aber das war ein kleiner taktischer Fehler. Ich habe mich da ein wenig rausdrängen lassen», meinte Markt selbstkritisch dazu. Am Ende blieb der dritte Rang.
Gluth spart Kraft und gewinnt den Sprint
Sintsov ging als Erster in den Trail, Gluth an seinem Hinterrad. «Ich habe schon über Kreuz geguckt, aber ich habe auf die Zielgerade gehofft», erklärte Gluth. Am Tag zuvor hatte er den Eliminator Sprint bestritten (und gewonnen) und weil der letzte Streckenteil identisch war, zog er daraus seinen Vorteil. «Ich hatte den Vorteil, dass ich die Linien vom Sprint sehr gut kannte und auf der Zielgeraden bin ich sehr spät erst aus dem Windschatten raus», so Martin Gluth. Mit seinem explosiven Antritt schoss er am Russen vorbei zu seinem ersten Sieg in einem HC-Rennen.
«Ich wusste, wenn ich da gewinnen will, muss ich es ein bisschen schlau anstellen und - in Anführungszeichen - ein bisschen Arschloch-mäßig fahren. Ich habe versucht so gut wie möglich Kraft zu sparen und es hat geklappt», kommentierte Martin Gluth sein taktisch defensives Verhalten. Mit 90 Weltranglisten-Punkten plus zehn vom Sprint und 40 vom ersten Rennen in Alanya kann er die Weiter-Reise nach Tel Aviv antreten, wo er mit seinem Teamkollegen Shlomi Haimy das Etappenrennen Epic Israel bestreiten wird.
Damen: Alexandra Engen hält lange mit
Auch bei den Damen war es ein Trio, das um den Sieg kämpfte. Neben Maja Wloszczowska waren das noch Yana Belomoina (CST Superior Brentjens) und Alexandra Engen (Ghost Factory Racing). In der drittletzten Runde griff Wloszczowska an und war erstaunt, dass Alexandra Engen parieren konnte. Die Schwedin, die sich nach einer schwierigen Phase erst so langsam wieder alter Stärke annähert. «Es war einfach der Hammer. Ich konnte wieder Rennen fahren und Druck geben. Das war ein super Abschluss nach einer schwierigen Saison», freute sich Alexandra Engen am Ende über ihren dritten Platz. Denn eine Runde später überstand sie die nächste Attacke der Polin nicht. Die zweifache Olympia-Silbermedaillengewinnerin musste sich in der letzten Runde nur noch mit Yana Belomoina auseinandersetzen.
Die Ukrainerin griff im Anstieg an und ging auch an erster Position in den Downhill. Vielleicht war sie damit aber auch etwas über dem Limit. Sie stürzte, nicht schlimm, aber immerhin so, dass Maja Wloszczowska an ihr vorbei kam und sich den Sieg nicht mehr entreißen ließ.
«Wir waren überrascht, dass Alex nach der ersten Attacke noch da war. Es war zum Abschluss der Saison ein schöner Fight», meinte die 33-Jährige. Yana Belomoina war mit ihrem Resultat nicht unglücklich. «Ich war nach dem Sturz gleich wieder auf dem Bike, aber es war nur noch ein Kilometer bis zum Ziel», erklärte sie. «Ich habe mich sehr gut gefühlt. Vielleicht wäre es zu einem Sprint gekommen, aber das ist halt Racing.»
Als EM-Gelände (noch) nicht meisterschaftswürdig
Das Gelände in Arnavutköy, einem Stadtteil von Instanbul, steht als
Austragungsort für die Europameisterschaften 2017 zur Debatte. Allerdings, so waren sich die Sportler einig, müsste die Strecke noch meisterschaftswürdig umgestaltet werden. Überdies ist vor Ort keinerlei Infrastruktur verfügbar. Es gibt wohl noch eine zweite Option. Die Kommission des Europäischen Radsport-Verbands UEC will im November eine Entscheidung treffen.