Bardolino (dpa) - Das russische Olympische Komitee will vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gegen die Goldmedaille von Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton klagen. Dies kündigte der Präsident des russischen Radsport-Verbandes, Alexander Gusjatnikow, an.
Von einem Erfolg dieser Klage würde der in Athen zweitplatzierte Russe Wjatscheslaw Jekimow profitieren, der schon 2000 in Sydney Olympiasieger geworden war. Wie weiter bekannt wurde, wollen sich auch die Anwälte Hamiltons nach der zu erwartenden Zwei-Jahres-Sperre durch den US-Verband an den CAS wenden, weil die Nachweis-Methode angezweifelt wird, mit der der Kapitän des Schweizer Phonak-Teams in mindestens einem Fall des Blutdopings überführt worden war.
Der 33-jährige Hamilton war sowohl nach dem Sieg in Athen am 18. August als auch am 11. September anlässlich der Vuelta positiv getestet worden. Ihm war zum ersten Mal im Anti-Doping-Kampf eine verbotene Transfusion nachgewiesen worden. Während die Gegenanalyse der Spanien-Rundfahrt das Ergebnis der A-Probe bestätigte, war die B- Probe von Olympia nach Angaben von Arne Ljungqvist, dem Vorsitzenden der medizinischen IOC-Kommission, «aus einem menschlichen Irrtum zerstört worden, indem sie tiefgefroren wurde». Wegen des Fehlers waren nicht mehr genügend intakte rote Blutkörperchen für eine Gegenanalyse vorhanden. Das IOC hatte daraufhin seine Ermittlungen gegen Hamilton eingestellt und ihm die Goldmedaille nicht aberkannt.
«Das ist einfach empörend. Jeder normal denkende Mensch kann über die Aussagen von Arne Ljungqvist nur lachen», sagte der russische Verbandschef Gusjatnikow der Zeitung «Sport-Express» und fügte hinzu: «Es ist gut, dass sie es noch nicht geschafft haben, seine B-Probe von der Vuelta zu zerstören. Wenn jemand zwei Mal in einem Monat positiv auf eine Bluttransfusion getestet wird, kann man mit Gewissheit sagen, dass diese Person auf regulärer Basis Blutdoping betreibt.» Auffällige Blutwerte waren bei Hamilton schon im Frühjahr festgestellt worden. Daraufhin hatte ihn der Weltverband UCI bereits vorgewarnt, wie in Bardolino bekannt wurde.