Verona (dpa) - Wenn die in den blau-weißen Team-Farben lackierten Fahrzeuge der Gerolsteiner-Mannschaft über Italiens Straßen rollen, kommt es ab und an zu Verwechslungen. «Viva Argentina» skandieren Fans und wollen damit dem Team-Kapitän Davide Rebellin huldigen.
Der Weltcup-Spitzenreiter aus San Bonifacio in Italien hat weder Zeit noch Mühen gescheut, argentinischer Staatsbürger zu werden, um bei der WM im eigenen Land an den Start gehen zu können. Er konnte endlich die noch fehlenden Papiere beim Weltverband UCI nachreichen. «Ich starte für Argentinien», verkündete Rebellin erleichtert, bevor er sich auf eine 230 Kilometer lange Trainingsrunde machte.
Der Run auf die favorisierte italienische Nationalmannschaft scheint die nicht berücksichtigten Stars regelrecht außer Landes zu treiben. Dem Rebellin-Beispiel wollte auch der zweifache Giro-Gewinner Gilberto Simoni folgen und in Verona den 265,5 km-Kurs als Österreicher in Angriff nehmen. Seine Bemühungen kamen aber zu spät und dienten wohl eher als PR-Maßnahme. Simoni musste schon bei der vergangenen Italien-Rundfahrt auf dem Siegerpodest unfreiwillig Platz machen für seinen Team-Kollegen Damiano Cunego.
Wenn sein neuer Team-Kollege Alejandro Borrajo für das Titelrennen nicht noch eine Wild Card der UCI erhält, startet Rebellin als Ein-Mann-Team. Im argentinischen Mannschafts-Hotel in Soave leistet er sich immerhin aber einen ganz ansehnlichen Stab. Vom Team Gerolsteiner sind ein Mechaniker und ein Masseur dort. Sein neuerdings zuständiger Radsport-Verband ist durch den Präsidenten Gabriel Curuchet und eine Funktionärin vertreten. «Rennhose und Trikot in den Landesfarben Blau-Weiß sind auch fertig», berichtete sein Team-Manager Hans-Michael Holczer, der sich bei den Einbürgerungs-Bemühungen im Hintergrund hielt: «Ich habe nur eine Verdienst-Bescheinigung beigetragen, dass Davide in Deutschland sein Auskommen hat.»
Der millionenschwere Gerolsteiner-Star, auf den im November noch ein Doping-Prozess wartet, war Mitte des Monats für eine Woche nach Argentinien geflogen, um sich seinen Pass abzuholen und viele Hände zu schütteln. Im Fernsehen versprach der 33-Jährige sogar, noch 2008 in Peking für Argentinien um Olympia-Medaillen zu kämpfen. Der zierliche Berg-Spezialist will in seinem Geburtsland zunächst den WM-Thron erklimmen. Auf Unterstützung der Gerolsteiner-Fahrer im deutschen Team kann er dabei - offizielle Version - nicht hoffen. «Wir haben mit Zabel, Hondo und Kessler selbst genug Kandidaten - da kann es keine Hilfe geben», meinte Teamchef Christian Henn.