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Weltmeister Jaroslav Kulhavy gewann auch die EM im Marathon - vor Sascha Weber aus St. Wendel. Foto: Armin M. Küstenbrück
10.05.2015 16:13
Marathon-EM: Weber sensationeller Zweiter - Topfavorit Kulhavy siegt

Singen (rad-net) - Der Tscheche Jaroslav Kulhavy holte sich Gold bei der Europameisterschaft im MTB-Marathon. Und das vor einem sensationell fahrenden Sascha Weber aus St. Wendel und Alban Lakata aus Österreich. Viele tausend Zuschauer waren an die Strecke gekommen und über 1100 Biker waren am Start.

Karl Platt, der keinen guten Tag erwischte und das Rennen nicht beendete, hatte im Vorfeld ein mögliches Drehbuch in den Raum gestellt, das an diesem Sonntag im Hegau dann tatsächlich Realität wurde. Dass es eine frühe Flucht geben würde, die auch bis ins Ziel durchkommt, das traute Platt nur Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) zu. Und genauso kam es auch. Es war der Tscheche, der sich in einer matschigen Singletrail-Passage an die Spitze setzte, sein Landsmann Kristian Hynek (Topeak-Ergon) folgte und auch Sascha Weber (Orbea-smp) vertraute auf seine Rennfahrer-Intuition. «Ich wusste, da muss ich dabei sein. Ich meine, bei einer EM geht es um Medaillen, was sollst Du da warten», erklärte Außenseiter Weber später.

So entstand eine dreiköpfige Spitzengruppe, die mehr und mehr Vorsprung herausfahren konnte. Nach den ersten 49 Kilometern fiel eine erste Entscheidung. Pechvogel Kristian Hynek hatte Probleme mit seinem Klick-Pedal. «Ich bin immer wieder rausgerutscht und ein paar Mal fast gestürzt», erzählte er später. Er hielt an, mit dem Versuch durch Säubern das Pedal wieder in Ordnung zu bringen und verlor den Kontakt. Er wechselte danach noch das Pedal und hatte dann keine Chance mehr.

Kulhavy «wie ein Moped»
Der amtierende Marathon-Weltmeister Jaroslav Kulhavy vermisste vorne seinen Landsmann. «Wir haben uns abgewechselt in der Führung. So war es auf der zweiten Runde natürlich schwieriger. Aber ich war zuversichtlich, weil ich gute Beine hatte und weil ich den vielen Flachpassagen einfach stark bin», erklärte der Olympiasieger.

So blieb ihm nur Sascha Weber als Anhängsel. Der war für die Marathon-Spezialisten fast ein No-Name, aber als etatmäßiger Cross- und Straßenfahrer brachte der Saarländer alles mit, was man auf diesem welligen Kurs in der Vulkan-Landschaft benötigt. «Ende erste und Anfang zweite Runde konnte ich Jaroslav noch ein wenig helfen, aber dann nicht mehr. Die letzten 15 Kilometer hatte ich Krämpfe, ich war auch nicht optimal verpflegt», erklärte Weber. Und voller Respekt gegenüber dem neuen Europameister fügte er hinzu: «Der ist auf der Fläche gefahren wie ein Moped, unglaublich.»

Er schaffte es dran zu bleiben und der Vorsprung wuchs auf zwischenzeitlich 3:15 Minuten. Einen Kilometer vor dem Ziel setzte sich Kulhavy leicht ab und holte sich sechs Sekunden vor Weber den letzten Titel, der ihm noch in seiner Sammlung fehlte. Der 30-Jährige ist der einzige Mountainbiker, der sowohl auf der Marathon-Distanz als auch in der olympischen Cross-Country-Disziplin alle Titel geholt hat, die es gibt. «Das war der letzte, der mir noch gefehlt hat», grinste Kulhavy.

Sascha Weber konnte seinen Parforce-Ritt zu EM-Silber gar nicht so recht einordnen. «Jaroslav war stärker, aber ich kann das nicht einschätzen. Ich wusste, ich habe mich gut vorbereitet, aber ich wusste ja nicht wie stark die anderen sind. Ich bin hier ganz entspannt angereist. Jetzt ist es Silber geworden, das war ein geiles Erlebnis und ich bin happy», meinte Weber.

MTB-Bundestrainer Peter Schaupp hatte schon nach 15 Kilometern spekuliert. «Sascha hat sich ernsthaft vorbereitet, der kann das. Ich bin überzeugt, dass er dran bleiben kann.» Der Experte sollte Recht behalten.

Im Kampf um Bronze setzte sich schließlich Topeak-Ergon-Fahrer Alban Lakata durch (+2:05). Der Österreicher glaubt, dass von der Leistungsfähigkeit mehr drin gewesen wäre. «Dass wir den Zug verpasst haben, das hat mich die ganze Zeit geärgert. Ich hatte super Beine. Aber nachdem Kristian vorne war, konnten Robert (Mennen) und ich ja hinten schlecht Druck machen. Erst zum Schluss haben wir das dann getan», erklärte Lakata. Aus einer neunköpfigen Verfolgergruppe setzte sich Lakata am Plören ab und eroberte die Bronze-Medaille.

Robert Mennen, der erst einmal abreißen lassen musste, gelang es noch mal am Tschechen Jiri Novak und an dem Portugiesen Tiago Ferreira vorbeizugehen und sogar Druck auf seinen Teamkollegen Lakata auszuüben. «Ich wusste, ich muss ganz schnell an denen vorbei, damit ich die nicht wieder zu Alban hinführe. Jetzt ist es für mich die Holzmedaille. Schade, aber ich bin froh, dass die Form so gut war und ich am Schluss sogar noch einen draufsetzen konnte. Ich war noch nie so nah an einer internationalen Medaille dran», erklärte Mennen, der mit 2:17 Minuten Rückstand ins Ziel kam.

Lokalmatador Tim Böhme konnte schon zu einem frühen Zeitpunkt nicht mehr mithalten. Er war bereits nach 30 Kilometern nicht mehr in der Verfolgergruppe zu finden. Böhme war schon im Vorfeld skeptisch gewesen. Drittbester Deutscher wurde Centurion-Vaude-Fahrer Markus Kaufmann aus Meckenbeuren auf Rang 14 (+6:35).

Titelverteidiger Christoph Sauser (Specialized Racing) lag in der Verfolgergruppe, als er mit Defekt aus dem Rennen um die Medaillen ausschied.

Teilnehmer-Rekord: Toller Tag für den Hegau
Der Rothaus Hegau Bike-Marathon war auch abseits der 200 EM-Teilnehmer ein voller Erfolg. 1150 Meldungen bedeuteten neuer Rekord für die 13. Auflage des Events. Mehr Zuschauer als jemals zuvor zog es zu den Hot Spots und an andere Streckenteile. «Es hat alles super geklappt. Das war ein toller Tag für das Mountainbiken imHegau«», bilanzierte Stephan Salscheider von der organisierenden Skyder Sportpromotion, «und ein perfekter Vorlauf für die Weltmeisterschaften 2017 hier in Singen.»

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