Seefeld (dpa) - Jens Voigt hat sich auch vom Dauerregen und tiefen Temperaturen in den Alpen nicht stoppen lassen und durch den vierten Platz auf der verkürzten «Königsetappe» das Gelbe Trikot bei der Deutschland-Tour übernommen.
An einem von der Doping-Affäre Landis und miserablem Wetter überschatteten Wochenende sorgte der 34-jährige Radprofi damit für die positiven Schlagzeilen bei der Rundfahrt. «Ich habe sehr profitiert von der Verkürzung. Dass der große Berg weggefallen ist, hat mir geholfen», sagte Voigt, der zwei Sekunden hinter dem Etappensieger Levi Leipheimer (USA) die Ziellinie überquerte und bereits den zweiten Tagesabschnitt in Goslar gewonnen hatte.
Der Abschnitt von Bad Tölz nach Seefeld in Österreich wurde wegen des Unwetters verkürzt, der 2020 Meter hohe Kühtai-Sattel als höchster Punkt der diesjährigen Tour aus dem Streckenprofil der 5. Etappe gestrichen. Trotz der Reduzierung der Distanz von 192 auf 163 Kilometer und der Streichung der Haupt-Schwierigkeit hatte Erik Zabel nur kurze Freude an seinem Gelben Trikot, das er sich am Vortag durch Zeitgutschriften von Waldimir Gusew geholt hatte. Nun führt Voigt mit drei Sekunden vor dem Russen.
Den Etappensieg holte Vorjahressieger Leipheimer im Alleingang. Voigt setzte sich an die Spitze des Gesamtklassements - und seinen Höhenflug damit fort. Der Berliner muss allerdings auf der nächsten Etappe schon wieder um seine Führung kämpfen, denn auf dem Weg in den Skiort St. Anton stehen über 196,6 Kilometer zwei schwere Bergprüfungen an. «Ich werde mich durchmogeln», sagte er. Laut Rennleiter Roland Hofer (Schweiz) haben die Fahrer zugesagt, die 6. Etappe wie vorgesehen zu fahren, «es sei denn, es regnet Katzenköpfe oder es liegt ein halber Meter Schnee.»
«Aus Rücksicht auf die Gesundheit der Fahrer war die Verkürzung okay. Die 30 Kilometer lange Abfahrt vom Kühtai ist sehr gefährlich», sagte der österreichische Bergspezialist Georg Totschnig am Start in Bad Tölz. Der Profi aus dem Gerolsteiner-Team hatte sich - bei ursprünglicher Streckenführung - einiges ausgerechnet. Allerdings war erst eine Streik-Drohung der Fahrer vor dem Start, der sich um 30 Minuten verzögerte, nötig, um die Veranstalter zu überzeugen, den Kurs zu ändern. Dadurch entstanden in Österreich einige Verkehrs-Probleme, weil die Strecke teilweise erst kurz vor dem Eintreffen der Fahrer gesperrt wurde.
Es blieb als nennenswerte Schwierigkeit nur der Schlussanstieg in die 1190 Meter hoch gelegene Olympia-Region Seefeld. Den 10 Kilometer langen Anstieg nahm das geschlossene Feld in Angriff. Aber schon nach wenigen Kilometern änderte sich die Situation: 18 Fahrer setzten sich ab, die deutsche Rundfahrt-Elite Linus Gerdemann, Stefan Schumacher und Patrik Sinkewitz waren nicht dabei. Im Ziel konnten die drei ihre Ambitionen auf einen möglichen Gesamtsieg schon fast begraben: T-Mobile-Neuling Gerdemann verlor 2:55 Minuten, Sinkewitz, vor zwei Jahren Gesamtsieger, 3:55 und Schumacher 1:16 Minuten.
Leipheimer wartete mit seiner entscheidenden Attacke bis drei Kilometer vor dem Ziel. Der Amerikaner vom Team Gerolsteiner, der im kommenden Jahr für Discovery Channel fahren wird und bei der Tour de France enttäuschte, verwies im Ziel Andrej Kaschechkin (Kasachstan) und Marzio Bruseghin (Italien) mit zwei Sekunden Rückstand auf die Plätze.