Sangerhausen (dpa/rad-net) - Christian Knees fährt im deutschen Meistertrikot zur Tour de France. Der 29-jährige Euskirchner holte sich in Sangerhausen im Straßenrennen seinen ersten Meistertitel.
Als Solist setzte sich Knees nach 193 Kilometern mit 50 Sekunden Vorsprung vor Steffen Radochla (Leipzig) vom Team Nutrixxion Sparkasse und Andreas Schillinger (Amberg) vom Team NetApp durch. Der Milram-Profi hatte sich zu Beginn der letzten von 20 Runden von einer dreiköpfigen Spitzengruppe abgesetzt. Das Terzett hatte sich knapp 30 Kilometer vor dem Ende des Hitzerennens durch den Südharz gebildet. Der unerwartete Knees-Sieg erinnerte an seinen Erfolg bei «Rund um Köln» 2006.
Zur Hälfte des Rennens, das wegen des Deutschland-Spiels bei der Fußball-WM um eine Runde verkürzt worden war und 20 Minuten früher begann, waren die Würfel neu gemischt worden. Verschiedene Attacken auf dem anspruchsvollen Kurs mit der hochprozentigen Schlusssteigung waren vorher im Sande verlaufen. Nach der 14. von insgesamt 20 Runden hatte sich eine kompakte, neunköpfige Spitzengruppe gebildet, die mit fast zwei Minuten Vorsprung auf das Feld die letzten sechs Runden in Angriff nahm.
Dahinter kämpfte eine 22-köpfige Verfolger-Formation verbissen um den Anschluss, aber vergebens. Die schnellsten Drei hatten sich aus der neunköpfigen Formation herauskristallisiert und sämtliche Favoriten in den Schatten gestellt. Der deutsche Zeitfahrmeister Tony Martin aus Eschborn, der vorne ohne Mannschafts-Unterstützung unterwegs war, wurde Vierter.
Markus Fothen fuhr mit Wut im Bauch, weil sein Team ihn für die am 3. Juli in Rotterdam beginnende Tour nicht nominierte, und versuchte bis zum Schluss, den Anschluss zu bekommen. Aber er schaffte es nicht. Schon vorher hatten der zweifache deutsche Meister Fabian Wegmann und der bullige Topsprinter André Greipel das Handtuch geworfen.
Knees war nach seinem Erfolg fast zu Tränen und überwältigt. «Es geht ein Traum in Erfüllung - ich kann ein Jahr in diesem "Scheiss"- Trikot fahren. Ich war auf jeden Fall heute einer der stärksten, habe aber auch von unserer mannschaftlichen Überlegenheit profitiert», jubelte Knees, der bei der Zieldurchfahrt auf den eintätowierten Namen seiner Tochter («Fenja») auf seinem Oberarm zeigte.
Auch im Lager des Vizemeisters war die Freude groß. «Einfach sensationell. Im Team hat alles gestimmt. Wir waren immer in den Fluchtgruppen vertreten. Und zum Schluss zeigte Steffen ganz großen Sport, als er sich zusammen mit Knees und Schillinger knapp 40 Kilometer vor dem Ziel aus einer neunköpfigen Ausreißergruppe absetzen konnte», jubelte Mark Claußmeyer, Manager des Teams Nutrixxion Sparkasse der die Titelkämpfe live im Harz miterlebte. «Das war eine echte Hitzeschlacht, in der wir immer im Bilde waren», zeigte sich Claußmeyer mit der Leistung seines Teams zufrieden.
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